Zur Geschichte der Juden in Hameln

und in der Umgebung

 

Kirchohsen-Emmerthal

 

Kirchohsen war Sitz der Synagogengemeinde Grohnde-Ohsen im Landrabbinat Hannover. Zur Synagogengemeinde Grohnde-Ohsen gehörten zahlreiche Dörfer, die alle über einen jüdischen Friedhof verfügten, während die einzige Synagoge in Kirchohsen stand. In den Ortschaften Börry, Grohnde, Hämelschenburg, Kirchohsen (Emmerthal) und Tündern haben sich die Friedhöfe erhalten. In Esperde und Hajen sind sie hingegen verschwunden.
 

Lage und Größe:

schmales, langgestrecktes Geländestück am Weserufer längs der alten Bruchsteinmauer der ehemaligen Domäne; auf angeschüttetem Boden etwas höher gelegen, so dass der Friedhof nicht zu sehr unter Überschwemmungen zu leiden hatte; ursprünglich nicht eingezäunt
595 qm (ursprünglich deutlich größer)

Bestand an Steinen:

keine; ursprünglich ca. 20 Grabsteine

Daten zur Geschichte:

• 1824 zum ersten Male bezeugt: die Einzäunung des Friedhofs, der unter Viehtrieb litt, von der politischen Gemeinde verweigert; gemeinsamer Friedhof für die Orte Kirchohsen, Hagenohsen und Emmern

• seit ca. 1860 im Besitz der jüdischen Gemeinde

• 1927 letzte Beerdigung (Josef Weitzenkorn)

• 1938 zerstört, die Steine zweckentfremdet

• 1939 Pläne von NS-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister, das Gelände als Spielplatz für einen „Erntekindergarten“ zu nutzen

• Nach 1945 nicht zurückerstattet und nicht wiederhergestellt; als Friedhof nicht erkennbar; lag wüst und diente immer wieder zum Abladen von Müll

• 2001 im Oktober Rückerstattung des südlichen Teils der Fläche an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen

• 2001 Anbringung einer Gedenktafel und Pflanzung einer Hecke

 

 

 

Inschrift der Gedenktafel

 

An diesem Platz befindet sich der jüdische Friedhof für die Ortschaften Kirchohsen, Hagenohsen und Emmern.

In den alten Akten wurde der Friedhof zum ersten Male im Jahre 1824 erwähnt. Nach Auskunft von Zeitzeugen fand die letzte Beerdigung um 1936 statt: Der alte Kaufmann Weitzenkorn wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung bestattet. Im Jahre 1938 zerstörten die Nationalsozialisten den Friedhof mit seinen Grabsteinen und beseitigten ihn.

Dieser Friedhof ist das letzte Zeugnis des reichen, über 250 Jahre andauernden jüdischen Lebens in Emmerthal. Lange Zeit lebten hier sechs jüdische Familien. In Kirchohsen hatten sie ihre Synagoge. 1937/38, in der Zeit des Nationalsozialismus, mussten mit den Familien Weitzenkorn und Philipp die letzten Bürger jüdischen Glaubens den Ort verlassen.

Nach jüdischem Religionsverständnis darf die Ruhe der Toten auf ewig nicht gestört werden.

 

Text: Bernhard Gelderblom

 

 

Quellen:

HStA Hann; KrA HM-Pyr; Zeitzeugenberichte

 
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