Zur Geschichte der Juden in Hameln
und in der Umgebung
Grohnde
Im 19. Jahrhundert Teil der Synagogengemeinde Grohnde-Ohsen |
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Lage und Größe: |
im Dorfzentrum; neben dem Hausgrundstück Am Teich 3; schmales, langgezogenes Grundstück längs eines Bachlaufes, durch Aufschüttung und Aufmauerung der Uferzone verbreitert; Zugang über eine kleine Brücke |
Bestand an Steinen: |
7 Steine aus einem größeren Bestand (ca. 20) |
Daten zur Geschichte: |
• Gründungsdatum unbekannt; von der Realgemeinde zur Verfügung gestellt • 1910 letzte nachweisbare Bestattung • 1910 Errichtung einer Einfassung durch einen bis heute bestehenden Eisenzaun, eine Schenkung der Landhändlerfamilie Rothenstein • 1938 an einen Privatmann verkauft und als Gemüsegarten genutzt; die Grabsteine abgeräumt und u.a. als Trittsteine und zur Befestigung des Bodens in einer Scheune zum Abstellen eines Traktors verwendet • Nach 1945 keine Rückerstattung • 2001 Bergung von 5 gut erhaltenen Steinen aus der Scheune • 2003 Rückkauf des Geländes durch den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen • 2005 anonyme Rückgabe von 2 weiteren Steinen • 2006 Aufstellung der aufgefundenen und restaurierten Steine und frische Verzinkung des historischen Zauns |



oben links; Der Friedhof als Gemüsegarten
Foto Gelderblom 1990
oben rechts: Der Friedhof als Spielplatz
Foto Gelderblom 2001
Mitte links: Bergung der Steine aus einer Scheune
Foto Gelderblom 2001
Mitte rechts: Der Friedhof mit den restaurierten Steinen und dem neu verzinkten Zaun
Foto Gelderblom 2010
unten links: Lucy Carter (USA) auf dem Friedhof an den Steinen ihrer Vorfahren, der Familie Rothenstein
Foto Gelderblom 2011
Bernhard Gelderblom, Ansprache zur Einweihung der Wiederherstellung des Jüdischen Friedhofes in Grohnde am 30. März 2006
Über den Ursprung des jüdischen Friedhofs von Grohnde ist nichts bekannt. Es handelt sich um ein lang gezogenes Grundstück von 153 qm, das längs eines Baches verläuft. Die Uferzone ist aufgeschüttet und befestigt worden, um die Fläche des Friedhofes zu vergrößern. Von der Straße her ist der Friedhof über eine kleine Brücke zu erreichen. Die Fläche ist heute ohne jeden Grabstein und diente lange Jahre dem angrenzenden Wohnhaus als Garten.
Aus den wenigen erhaltenen Akten ist zu erfahren, dass der Friedhof um 1910 eine Einfassung durch einen geschmiedeten Eisenzaun erhielt. Dieser Zaun, der bis heute vorhanden ist, passt gar nicht recht in das Erscheinungsbild eines Dorfes. Es handelte sich um eine Schenkung der wohlhabenden jüdischen Familie Rothenstein, die in Grohnde bis zum Jahre 1908 einen Landhandel betrieb.
Nach 1908 verließen die jüdischen Menschen den Ort. Der Friedhof verwilderte. Im Jahre 1938 kaufte der Nachbar (Am Teich 3) den Friedhof für 230 RM und nutzte ihn als Gartengelände. Als Verkäuferin trat die politische Gemeinde auf. Sie war seit alters Eigentümerin des Friedhofes und hatte das Grundstück der jüdischen Gemeinde als Friedhof zur Verfügung gestellt. Nach Aussagen von Zeitzeugen war der Friedhof damals dreißig Jahre lang nicht mehr belegt worden und soll deswegen verkauft worden sein.
Was ist aus den ca. 20 Grabsteine geworden, an die sich Zeitzeugen erinnern? Bis vor wenigen Jahren dienten einige kleine Grabsteine bzw. Fragmente von Grabsteinen (mit dem Namen der Grohnder jüdischen Familie Goslar) als Trittsteine am Nachbarhaus. Nach einer Renovierung sind sie heute verschwunden.
Aus einem Gespräch mit einem Zeitzeugen war früh bekannt, dass weitere, deutlich größere Steine in einer Scheune als Bodenbefestigung zum Abstellen schwerer Traktoren Verwendung gefunden hatten. Nachdem der Hof seinen Besitzer gewechselt hatte, stieß eine Anfrage wegen einer Rückgabe der Steine sogleich auf große Bereitschaft. Am 5. Dezember 2001 konnten durch die Hannoveraner Steinmetzfirma Schmalstieg insgesamt fünf Grabsteine geborgen werden.
Die Grabsteine waren in der Scheune in der Regel mit der Schriftseite nach unten gelegt worden, so dass sich diese in einem sehr guten Erhaltungszustand befindet. Sie stammen, soweit entziffert, aus dem Belegungszeitraum von 1878 bis 1907.
Aus Gesprächen mit weiteren Zeitzeugen und auch mit dem Pfarrer des Ortes ist zu erfahren, dass weitere Grabsteine erhalten geblieben sind. Leider ist bei großen Teilen der Bevölkerung jedoch keine Bereitschaft vorhanden, den Ort dieser Steine preiszugeben.
Die letzte Eigentümerin, die das Gelände als Spielplatz für ihre Kinder nutzte, war bereit, das Grundstück an den Landesverband zu verkaufen. Die fünf geborgenen Steine und zwei weitere, die anonym auf dem Friedhofsgrundstück abgelegt worden waren, wurden im Jahre 2006 nach einer Aufarbeitung wieder aufgestellt.
