Hameln in der NS-Zeit

 

Die Hamelner NSDAP war für ihr rüdes Auftreten bekannt und berüchtigt. Neben anderen ist hier besonders der SA-Standartenführer R.K. zu nennen.  Der Hamelner Oberbürgermeister Schmidt, selbst NSDAP-Mitglied, beschwert sich mehrfach bei höheren Stellen über seine Parteigenossen.

Der Radikalismus der Hamelner NSDAP suchte sich nicht nur in besonders wilden Aktionen gegen Juden sein Betätigungsfeld, sondern wandte sich ebenso heftig und noch früher gegen die Arbeiterbewegung. KPD, SPD und Gewerkschaften wurden nacheinander zerschlagen.

Hitlerjugendl
Hitlerjugend pflanzt "Hitlereiche" auf dem
Horst-Wessel-Platz (7.5.1933);
im Hintergrund die Münsterkirche
(Quelle: Hameln-Pyrmont)

Während Volksfeinde wie Juden und Kommunisten brutal bekämpft wurden, feierten Partei und Bevölkerung im Deutschen Erntedankfest die neue "Volksgemeinschaft". Im Großereignis des Bückebergfestes witterte die Stadt eine Chance für die eigene Entwicklung (Hameln als "Nürnberg des Nordens"). Sie plante u.a. die Einrichtung eines großen Erntebrauchmuseums im Stiftsherrenhaus.

Magda Fischer als Rattenfänger
Magda Fischer als Rattenfänger mit Ratten
auf der mit Hakenkreuzfahnen
geschmückten Osterstraße (undatiert)
(Quelle: Gelderblom)

Die Realität des Krieges ließ den Jubel des Bückebergfestes rasch verschwinden. 1938 wurde das Fest in letzter Minute abgesagt, weil die Sonderzüge gebraucht wurden, um deutsche Soldaten an die tschechoslowakische Grenze zu bringen. Spätestens mit dem ersten Luftangriff vom 18. Juni 1941, der dem Bahnhof galt und 24 Tote forderte, hatte die Realität des Krieges auch die Stadt Hameln erreicht. Bis zum Kriegsende erhöhte sich die Zahl der Luftkriegsopfer auf ca. 300. In den letzten Kriegstagen war die Gefahr aus der Luft permanent.

Das Ende des Krieges bringt die Stadt in ungeheure Gefahr. Der Hannoversche Gauleiter Lauterbacher hatte die Weser zur Verteidigungslinie erklärt und eine Übergabe der Stadt abgelehnt. Zwei Tage lang lag die Stadt unter dem Beschuss der US-Truppen, bis schließlich am 7. April 1945 die Wehrmacht die Stadt verlies. Die durch den Beschuss angerichteten Schäden waren erheblich (u.a. Marktkirche und Rathaus) und der Schaden im Stadtbild ist bis heute nicht behoben.

Während des Beschusses der Stadt setzten der Kommunist Georg Schröter und der Gynäkologe Dr. Richard Klages mit einem Boot auf die westliche Weserseite über, um Verhandlungen mit den Amerikanern über eine Übergabe der Stadt zu führen. Es muss offen bleiben, ob diese mutige Tat Schaden von der Stadt abgewendet hat. Über die Würdigung dieser Tat in Form einer Tafel gab es Jahre später eine für die Stadt Hameln außerordentlich peinliche Auseinandersetzung.

 
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