Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg

 

Baumaßnahmen und unmittelbare Vorbereitungen

 

Der Bückeberg wird Großbaustelle
Die Organisatoren des Festes
Die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse
Zeltlager, Pontonbrücken und Großparkplätze

 

Der Bückeberg wird Großbaustelle

In den Jahren 1934 bis 1937 wird kontinuierlich am Festplatz und seiner Infrastruktur gearbeitet.

Drei große Lager des Reichsarbeitsdienstes entstehen 1934 oben im Buchenwald bzw. auf dem Südhang Richtung Latferde. Dort sind ständig 450 Männer untergebracht, kurz vor dem Fest jeweils 1500.

Außerdem sind kontinuierlich zivile Fachkräfte am Festplatz beschäftigt. Anders als die Männer des Arbeitsdienstes arbeiten die Fachfirmen auch mit modernen Maschinen. Ein riesiges 120 Meter langes Förderband kommt 1935 und 1936 zum Einsatz. Mehrere Lorenbahnen fahren Erde, Presslufthämmer bearbeiten den felsigen Untergrund, vereinzelt werden Sprengungen eingesetzt.

Die gesamte Bauaufsicht über die Fachfirmen und die Männer des Arbeitsdienstes hat der Ingenieur und "Oberfeldmeister" Bernhard Brüning. Für die Einwohner der Dörfer rund um den Berg ist er der "König des Bückeberges".

 
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Die Organisatoren des Festes

Die Planung des Reichserntedankfestes sowie die zentrale Organisation lagen bei Reichspropagandaminister Goebbels.

Gutterer, Speer, Goebbels und Brüning (von links)
Goebbels am 4. September 1935 bei der Inspektion
auf dem Bückeberg
Von links: Gutterer, Speer, Goebbels und Brüning
(Foto: Privat)

Die Aufgabe der Planung und Gestaltung des Festes hatte Goebbels an Leopold Gutterer übertragen. Gutterer war 1933 Regierungsrat, später Ministerialrat in seinem Ministerium. Er hatte Erfahrungen in der Organisation großer Feste. Gutterer inszenierte auch den 1. Mai in Berlin und die Nürnberger Parteitage. Jedes Jahr nahm er Quartier in der unmittelbar am Festplatz liegenden Domäne Hagenohsen oder ab 1935 in Hameln.

Die organisatorischen Vorbereitungen begannen jeweils im Frühjahr. Zahlreiche Aufgaben mussten bewältigt werden. Die Planung der Anreise, des Anmarsches, der Unterbringung und der Verpflegung der Teilnehmer machte nur einen Teil der Arbeiten aus.

Die Männer, die diesen Kult am Bückeberg zelebrierten, waren zugleich kühle Techniker und Regisseure. Nichts in diesem Massenspektakel war dem Zufall überlassen, jedes Stilmittel wurde bewusst eingesetzt. Selbst die Ausschmückung der Dörfer mit Fahnen war in Zahl, Größe und Anbringung festgelegt. Auch das Irrationale konnte nicht ohne einen perfekten bürokratischen und technischen Apparat auskommen.

 
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Die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse

Zahlreiche Straßen und Wege wurden ausgebaut bzw. neu gebaut, um den Anmarsch der Kolonnen von den Bahnhöfen zum Festplatz zu sichern.

Die meisten Straßen rund um den Bückeberg waren damals noch unbefestigt. Sie wurden nun gepflastert.

Zusätzlich zu den vorhandenen acht Bahnhöfen wurde in Afferde ein Haltepunkt eingerichtet. In Tündern wurde der ursprüngliche Haltepunkt zu einem Bahnhof ausgebaut und ein Stück nach Süden verlegt. Der neue "Führerbahnhof" war viergleisig und hatte besonders lange Bahnsteige. Hier hielt seit 1935 der Sonderzug des Führers.

Die Planungen gingen weit in die Zukunft. So sollte die Bahnlinie Hameln - Emmerthal verlegt werden, offenbar weil sie das Bild der heilen bäuerlichen Welt störte. Südlich des Bückeberges, zwischen Kirchohsen und Grohnde, sollte eine Autobahn in Ost-West-Richtung die Weser überqueren.

 
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Zeltlager, Pontonbrücken und Großparkplätze

Zu den Aufgaben des Arbeitsdienstes gehörte der Aufbau riesiger Zeltlager. Auf den Weserwiesen bei Hagenohsen und Emmern, am Vorwerk Ohsen, östlich von Tündern und zwischen Afferde und Hastenbeck standen riesige Zeltlager. Das Lager am Vorwerk Ohsen soll 145.000 Menschen Platz geboten haben. In den Scheunen der Dörfer wurden ebenfalls Massenquartiere eingerichtet.

Pontonbrücken für Fußgänger werden von der Reichswehr bei Ohr sowie in Grohnde und in Ohsen errichtet. In Ohsen gab es in den späteren Jahren sogar zwei Brücken; die Brücke in Grohnde war auch für Kraftfahrzeuge bestimmt.

Für den Kfz-Verkehr richtete man Großparkplätze in mittlerer Entfernung zum Kundgebungsgelände ein. Nur die Diplomaten wurden ab 1934 mit Bussen vom Bahnhof Welsede über die Pontonbrücke bei Grohnde direkt zum Kundgebungsgelände gefahren.

Für die Verpflegung der Massen wurden zahlreiche Feldküchen aufgebaut. Ambulante Händler erhielten eine Gewerbegenehmigung.

 
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