Historische Orte in Hameln

 

Das Hamelner Münster

Hameln zwischen Reformation, Renaissance
und Dreißigjährigem Krieg –
Vom glücklichsten Jahrhundert der Stadtgeschichte

Vortrag am 19. September 2016 im Münster

 

Die Probleme zwischen Stadt und Stift und ihre Lösung

 

1546 übernahm der inzwischen mündige Fürst Erich II der Jüngere an Stelle seiner Mutter Elisabeth die Regierung. Er trat zum Katholizismus über.

Erich II setzte Corvinus gefangen, der an den Haftfolgen starb. Der Einsatz für die Reformation konnte also lebensgefährlich sein.

Weil Herzog Erich weitgehend für den Kaiser im Kriegsdienst auswärts seines Landes unterwegs war, konnte er den evangelischen Charakter des Landes nicht gefährden. Insbesondere der zu seinem Kanzler aufgestiegene Jobst von Walthausen blieb der Stadt wohlgesonnen.

Was sollte nun aus dem Stift mit seinem umfangreichen Gut werde? Es war das älteste, reichste und ehrwürdigste im ganzen Land. Das weckte Begehrlichkeiten – bei der Stadt und beim Fürsten. Das Stift drohte der Auflösung zu verfallen, auch von innen und nicht ohne eigene Schuld wegen Misswirtschaft.

Der Fürst begünstigte seine Leute. Er vergab frei gewordene Kanonikate an seine Parteigänger, verpfändete die Stiftsmühle.

Der Rat beschwerte sich: es sei Unrecht, den reichen Besitz des Stifts auseinanderzureißen und an Privatleute zu geben. Stattdessen sollten davon die städtischen Kirchen und Schulen erhalten werden.

Im Stift selbst gab es Ansätze zur Selbstbesinnung. 1561 wurde der lutherische Moller einstimmig zum Stiftsdekan gewählt. 1563 schaffte er die altkirchlichen Bräuche und Riten im Stift ab.

1563 trat der erste altgläubige Stiftsherr, der Senior Johannes Hornemann, offiziell zum evangelischen Glauben über, hielt gleichwohl am Stiftsleben streng fest.

1568 wählte das Stift den herzogliche Kanzler Jobst von Walthausen zu seinem Dekan. Dieser legte die ewigen Misshelligkeiten über die finanziellen Zuschüsse des Stiftes für Schule und Geistlichkeit bei. 1576 wurde unter aktiver Federführung Walthausens ein Vergleich zwischen Stift und Stadt geschlossen. Dieser sah die folgenden Punkte vor.

Noch 1460 lag die Stiftsschule im Argen. Not und Elend der Rektoren und Schuldiener wurden beklagt. Sie bezogen ihren Unterhalt aus Spenden der Scholaren unterhalten. Vermutlich deswegen waren als Lehrer ungehobelte und wenig belesene Personen angestellt. Die Disziplin drohte nachzulassen.

Allgemeine Bildung war ein wesentliches Anliegen der Reformation. Luther empfahl der städtischen Obrigkeit, das Lernen der alten Sprachen zu fördern. Die Reformation verschaffte auch in einer kleinen Landstadt humanistischen Idealen Eingang und machte Bildung zu einem wesentlichen Element der Selbstdarstellung. Über die Schule drangen Gedanken des niederländischen Humanismus aus Westfalen in die Stadtkultur ein.

In Luthers Lehre wird der Mensch allein durch seinen Glauben (sola fide) vor Gott gerechtfertigt. Gebete und Messen der Lebenden als Sühnemittel für Sünden der Verstorbenen fallen weg. Die einst dem Stift übereigneten Vermächtnisse für Memorien verwendete der Rat nun zur Besoldung für Pastoren, Organisten und Lehrer.

Auch das Begräbnisrecht in der Kirche wurde nun vom Rat beansprucht. Stiftsherren wurden von nun an im Kreuzgang begraben.

Der von Walthausen ausgehandelte Vergleich markierte den Abschluss der Einführung der Reformation in Hameln. Er schrieb die „neuen Verhältnisse“ auf der Grundlage der „Augspurgischen Religion“ vertraglich fest.

 
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