Historische Orte in Hameln

 

Das Hamelner Münster

Hameln zwischen Reformation, Renaissance
und Dreißigjährigem Krieg –
Vom glücklichsten Jahrhundert der Stadtgeschichte

Vortrag am 19. September 2016 im Münster

 

1621 – Der 30-jährige Krieg erreicht Hameln

 

Seit dem Jahre 1621 war – durch den braunschweigischen Herzog Christian den Jüngeren, den „Tollen Christian“ – auch das westliche Weserbergland zur großen Beunruhigung der Stadt Hameln in die kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt. Als 1625 Tilly an Hameln heranrückte, kam ihm König Christian IV von Dänemark zuvor, nahm die Stadt ein, stürzte jedoch auf dem Wall und wurde schwer verletzt in Panik von dannen gefahren.

Tilly schloss die Stadt ein, die sich ergab; eine Pest brach aus. Bürger wagten eine Verschwörung gegen die harte Besatzung, die grausam niedergeschlagen wurde.

Das Stift wurde rekatholisiert, die Jesuiten übernahmen Schule und Stift. Der protestantische Propst Anton Walthausen sowie widerstrebende Kanoniker wurden vertrieben.

1633 nach der Schlacht bei Oldendorf befreite Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg die Stadt. Schule und Stift wurden wieder protestantisch. Herzog Georg von Braunschweig steigerte die von der Stadt zu leistenden Kontributionen noch und entführte die kostbaren Glasfenster aus dem Hochzeitshaus auf sein Schloss Calenberg.

1638 wurde das letzte Renaissancebauwerk gebaut, das stattliche Fachwerkgiebelhaus des Kornhändlers Henni Wichmann in der Wendenstraße.

In der Folge wird Hameln erdrückt vom gewaltigen Ausbau der Festung. Der städtische Bürgermeister abgesetzt, ein fürstlicher Amtmann zum Stadtschulzen ernannt. Alte Bürgerfreiheit versinkt unter dem Zugriff des fürstlichen Absolutismus.

Das, was ich das glücklichste Jahrhundert der Stadtgeschichte genannt habe ist eine 50 Jahre lange Phase politischer Freiheit. Kaufmannschaft, Adel und Handwerk sind Träger dieses aus Reformation und Humanismus gespeisten Geistes.

 

Literatur

450 Jahre Reformation im Calenberger Land. Hrsg. von der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1993

Dieter Brosius, Niedersachsen. Das Land und seine Geschichte in Bildern, Texten und Dokumenten, Hamburg 2006

Wolfgang Erdmann, Das Münster zu Hameln, Königstein im Taunus 1994

Evangelisch-lutherisches Münster St. Bonifatius zu Hameln. Das Jubiläumsjahr 2012 im Rückblick, Hameln 2013

Bernhard Gelderblom und Joachim Schween, Hameln. Bilder einer Stadt aus acht Jahrhunderten, Hameln 2004

Norbert Humburg und Joachim Schween, Die Weser – EinFluß in Europa, Bd. 1, Leuchtendes Mittelalter, Holzminden 2000

Albert Neukirch, Hamelner Renaissance, Hameln 1950

Petra Rabbe-Hartinger, Das Münster im 16. Jahrhundert, in Evangelisch-lutherisches Münster St. Bonifatius zu Hameln. Das Jubiläumsjahr 2012 im Rückblick, Hameln 2013, S. 63f

Petra Rabbe-Hartinger, Das Münster im 17. Jahrhundert, in Evangelisch-lutherisches Münster St. Bonifatius zu Hameln. Das Jubiläumsjahr 2012 im Rückblick, Hameln 2013, S. 79-81

Heinrich Spanuth, Geschichte der Stadt Hameln, Hameln 1983

Christine Wulf, Begraben sein im Münster. Die Grabdenkmäler der Hamelner Oberschicht in der frühen Neuzeit, in Evangelisch-lutherisches Münster St. Bonifatius zu Hameln. Das Jubiläumsjahr 2012 im Rückblick, Hameln 2013, S. 19-24

 
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