Zwangsarbeit in Hameln und im Kreis Hameln-Pyrmont

 

"Gesichter" - Ausländische Zwangsarbeit in und um Hameln 1939-1945

Ausstellung im Hamelner Münster
vom 9. September bis 13. November 2005

 

Kap. 1

Ausländische Zwangsarbeit während
des Zweiten Weltkrieges in Deutschland.

Ein Überblick

 

Insgesamt arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges 13,5 Millionen Zivilarbeiter und Kriegsgefangene in Deutschland. Sie hatten die zum Kriegsdienst eingezogenen deutschen Männer zu ersetzen. Der Anteil ausländischer Arbeitskräfte war mit 46 Prozent besonders hoch in der Landwirtschaft. In der Industrie war immerhin jeder vierte Arbeitsplatz durch einen Ausländer besetzt. Viele Produktionsbereiche wären ohne die ausländischen Arbeitskräfte zusammengebrochen.

Auch Deutsche wurden mit Fortschreiten des Krieges unter Umständen "dienstverpflichtet" und konnten ihr Arbeitsverhältnis in der Regel nicht mehr auflösen. Stärker als die Deutschen traf die Arbeitskräfte aus dem Ausland, und besonders jene aus dem Osten Europas, ein zusätzliches, hartes Schicksal:

 
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Kap. 2.1

Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter 1939-1945 in Zahlen - Deutschland

 

1939
Als erste wurden ab September 1939 etwa 300.000 polnische Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz ins "Großdeutsche Reich" geschafft. Die meisten von ihnen mussten ab 1940 den Zivilarbeiterstatus annehmen.

1940
1940 kamen vor allem polnische Zivilarbeiter sowie in der zweiten Jahreshälfte belgische und französische Kriegsgefangene.

1941
Ende 1941 lag die Gesamtzahl der Ausländer bei ca. 3,5 Millionen, darunter waren auch Jugoslawen und bereits zahlreiche Sowjetbürger, vor allem Ukrainer.

1942
Vor allem durch den "Russeneinsatz" stieg die Zahl der Ausländer auf ca. 5,6 Millionen Ende 1942.

1943
Durch die Deportation zahlreicher polnischer und russischer Familien und der italienischen Militärinternierten erreichte die Zahl ca. 7,3 Millionen.

1944
In diesem Jahr gab es noch einmal einen Anstieg auf mindestens 8,2 Millionen.

1945
Auf dem Gebiet des "Großdeutschen Reiches" erlebten 1945 über 10 Millionen ihre Befreiung. Nach anderen Zahlen sind es bis zu 13,5 Millionen.

 
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Kap. 2.2

Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter 1939-1945 in Zahlen - Stadt Hameln und Landkreis Hameln-Pyrmont

 

Für den damaligen "Stadtkreis" Hameln sowie den damaligen Landkreis Hameln-Pyrmont ist von bis zu 2500 Kriegsgefangenen auszugehen sowie von etwa 10.000 zivilen ausländischen Zwangsarbeitern.

In den heutigen Großgemeinden Aerzen, Bad Pyrmont, Emmerthal, Coppenbrügge und Salzhemmendorf mussten jeweils knapp oder reichlich 1000 Ausländer Zwangsarbeit leisten.

Es ist bei der Würdigung der Zahlen zu beachten, dass diese bis zu 2.500 Kriegsgefangenen sowie etwa 10.000 zivilen ausländischen Zwangsarbeiter hier im Laufe des Krieges – d.h. nicht alle zeitgleich –im Einsatz waren.

Durch intensive Forschungsarbeit ließen sich etwa 70 Prozent der zivilen ausländischen Zwangsarbeiter namentlich identifizieren.

 
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Kap. 2.3

Zur Zusammensetzung der zivilen Zwangsarbeiter in Stadt und Landkreis

 

Über 4000 der erfassten Zwangsarbeiter waren polnischer Nationalität, die Anzahl der Sowjetbürger lag etwas niedriger. Alle anderen Nationalitäten dürften mit maximal 200-300 Personen vertreten gewesen sein.

Die Männer waren gegenüber den Frauen geringfügig in der Mehrzahl.

Über 800 Kinder und Neugeborene bzw. Kleinkinder zählen zu den erfassten Zwangsarbeitern. Da hier eine hohe Dunkelziffer besteht, ist von über 1000 Kindern und Säuglingen auszugehen, d.h. jeder zehnte Ausländer war im Kindes- oder Kleinkindalter.

Die große Mehrheit der Deportierten war ledig. 1500 der erfassten Personen waren verheiratet, d.h. es waren auch viele Familien deportiert worden.

Die übergroße Mehrheit der Zwangsarbeiter war um die 20 Jahre alt. Daraus ergibt sich, dass viele Jugendliche oder gar Kinder waren, als sie hier her verschleppt wurden.

Im Jahre 1942 wurden die meisten Neuankömmlinge registriert. Weit über 1000 sind namentlich bekannt, davon knapp die Hälfte aus der Sowjetunion.

Deutlich über 300 Zwangsarbeiter sind in Hameln-Pyrmont ums Leben gekommen, darunter mehr als 80 Kinder und Säuglinge. Sie wurden zumeist auf dem Friedhof Wehl beerdigt.

Die Ausstellung behandelt das Gebiet des Landkreises Hameln-Pyrmont in seiner damaligen Gestalt.

Nicht behandelt werden die damals noch nicht zum Landkreis zählenden Dörfer Bisperode, Harderode und Bessingen sowie die Gemeinden Bad Münder und Hessisch Oldendorf außer Hemeringen und Lachem.

Nicht berücksichtigt sind auch die heute nicht mehr zu Hameln-Pyrmont gehörenden Gemeinden um Polle, Bodenwerder und Pegestorf sowie Weenzen.

 
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