Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

und in der Nachkriegszeit

 

Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

Politische Häftlinge im Zuchthaus Hameln

Johannes Lau, Lebenslauf

 

  1879   Am 20.5.1879 in Rostock geboren

  1897   Von Beruf Tischler, Beitritt zum Holzarbeiterverband

  1903   SPD-Mitglied

  ab 1910   Parteisekretär im Bezirk Hannover

  1919-1924   Bürgervorsteher, später Senator der Stadt Hannover

  1928-1933   Abgeordneter im Preußischen Landtag in Berlin

  1933   Im April mehrere Wochen in "Schutzhaft"

  1936   Festnahme auf Grund von "Beweisen" von V-Leuten, die in SPD-Kreise eingeschleust worden waren

  1937   Am 13.5.1937 Verurteilung zu 4 Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat
Nach Feststellung des Gericht hat Lau Flugschriften aus dem Ausland erhalten, gelesen und weitergegeben.

Am 10.6.1937 Aufnahme im Zuchthaus Hameln

Wird Leiter der Zuchthaustischlerei

  1940   Nach Strafverbüßung am 13.7.1940 verschleppt in das KZ Sachsenhausen

  1945   Im April 1945 auf dem Todesmarsch von Sachsenhausen nach Schwerin
von englischen Soldaten befreit.

Mitarbeit am Wiederaufbau der SPD in Hannover; Ratsmitglied bis Mitte der 1950er Jahre

 
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Die Haftzeit in Hameln vom 10.6.1937 – 13.7.1940
Auszüge aus der Häftlingsakte

Johannes Lau wird unter der Gefangenen-Nr. 0044/37 registriert.

Im Aufnahmeformular wird zu seinem Gesundheitszustand vermerkt:

Für Bindfadenentknoten geeignet; moorfähig

Folgende Tagesbeobachtungen werden durch den Oberwachtmeister verzeichnet:

28.6.1937 Lau sei als Tischler (für Behörden) beschäftigt, er arbeite mit Interesse, sei willig und höflich.

27.9.1937 Er arbeite in der Werkstatt für Peitschenschnüre ...; sein Verhalten sei befriedigend. Lau trage sich mit Fluchtgedanken.

7.10.1937 Er drehe Peitschenschnüre und liefere brauchbare Arbeit ab. Die Führung sei ordnungsgemäß. Lau sei ein älterer, aber noch lebhafter Mann, der sich willig zeige und stets anständig und zuvorkommend sei.

12.2.1938 Lau sei als Bindfadenarbeiter tätig.

Später bekommt Johannes Lau mit der Leitung der Zuchthaustischlerei eine wichtige Funktion übertragen.

Das Gnadengesuch Laus für die letzten 4 Monate Haft wird von Oberlehrer Ostermeyer befürwortet (15.12.1939):

"Er ist ohne Frage auf dem besten Wege, ein vollwertiges Mitglied der Volksgemeinschaft zu werden."

Der Generalstaatsanwalt am Kammergericht Berlin lehnt Laus Gnadengesuch am 15.3.1940 jedoch ab.

Auch die Anzeige des Zuchthauses Hameln über die Entlassung des politischen Strafgefangenen Lau vom 20.5.1940 an die Stapoleitstelle Hannover ist deutlich positiv formuliert:

"Er bereut seine Taten und lässt einen aufrichtigen Wandlungswillen erkennen. Ein Rückfall ist nicht zu befürworten."

Am 28.5.1940 teilt die Gestapoleitstelle Hildesheim dem Zuchthaus mit, dass sie "Schutzhaft beantragt" habe. Nach Verbüßung seiner Haftzeit wird Lau am 13.7.1940 der Polizei Hameln übergeben und in das KZ Sachsenhausen verschleppt.

 

Quellen

Häftlingsakte im Hauptstaatsarchiv Hannover

Gedenkbuch der deutschen Sozialdemokratie, S. 198f

 
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