Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

und in der Nachkriegszeit

 

Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

Ausländische Häftlinge

Joseph (Sef) van Megen - Lebenslauf

 

 

  1916   Geboren am 9.12.1916 in Leunen, Provinz Limburg, Niederlande.

Besuch der pädagogischen Hochschule in Venlo mit dem Ziel, Lehrer zu werden.

  1935   Lehrer in Grashoek Helden

  1937   Lehrer in Broekhuizen
Van Megen war ein bei den Kindern beliebter Lehrer.

  Seit 1941   Zusammen mit dem Ortspfarrer Teilnahme am Widerstand gegen die Deutschen Besatzer
Mitbegründer des illegalen Blatter "Für die Freiheit"

  Seit 1941   Van Megen half französischen Flüchtlingen, die aus Deutschland zurück nach Frankreich gelangen wollten, mit Kleidern und bei der Überquerung der Maas in kleinen Booten.
Seit Anfang 1943 bekamen abgeschossene flüchtige englische Bomberpiloten Hilfe auf ihrem Weg durch Belgien, Frankreich nach Spanien.
Van Megen hat auch für jüdische Kinder Unterkünfte in niederländischen Familien gesucht.

  1943   Am 19.8.1943 wurde das Haus der Eltern von Joseph van Megen von Polizei umstellt und durchsucht. Dabei wurde ein niederländischer Widerstandskämpfer, Lambert Meijers, entdeckt.
Lambert Meijers und Joseph van Megen, der seinem Freund Meijers Unterschlupf gewährt hatte, wurden festgenommen.

Untersuchungshaft in Eindhoven, Haren und Utrecht
Urteil 5 Jahre Zuchthaus

Verlegung in das Zuchthaus Siegburg

  1944-1945   17.7.1944 erneuter Prozess in den Niederlanden
Sef van Megen erhielt die Todesstrafe wegen seiner Teilnahme am illegalen Widerstand.

29.7.1944 Zuchthaus Anrath

5.9.1944 Zuchthaus Lüttringhausen

2.11.1944 Zuchthaus Hameln (zusammen mit 77 weiteren zum Tode Verurteilten aus den Niederlanden)

Mitbegründer des illegalen Blatter "Für die Freiheit"

5.4.1945 Teilnahme am Todesmarsch vom Zuchthaus Hameln in das Zuchthausaußenlager Holzen bei Eschershausen

Auf dem Weg blieben drei niederländische Gefangene, unter ihnen Sef van Megen, völlig erschöpft zurück und verbargen sich in einem Weideschuppen bei Wegensen.
Dort wurden sie von einer SS-Streife, die von einem Bauern aus Wegensen informiert worden war, erschossen.
Es ist möglich, dass Joseph van Megen bereits vor der Erschießung an Erschöpfung verstorben war.
Neben der Straße Halle-Bremke wurden die drei Leichname einige Tage später vergraben und dann erst im Juni 1945 auf dem Friedhof in Dohnsen bestattet.

  1946   Lambert Meijers, der den Krieg überlebt hatte, sorgte im März 1946 für die Exhumierung der Leiche von Joseph van Megen. Am 14.3.1946 wurde der Leichnam auf dem Friedhof in Broekhuizen in Anwesenheit vieler Widerstandskämpfer beigesetzt.

 

An der Volksschule in Broekhuizen wurde eine Tafel zum Gedenken an van Megen angebracht; auch wurden zwei Straßen nach ihm benannt, in Broekhuizen und in Leunen, wo er geboren wurde.

In Israel wurde in der Gedenkstätte von Yad Vashem ein Baum zur Erinnerung an seinen Namen gepflanzt.

Am 19.10.2002 kamen acht Personen aus der Verwandtschaft von Sef van Megen aus den Niederlanden zu einer kleinen Gedenkstunde nach Hameln und nach Dohnsen. An der Stelle, wo Sef van Megen 1945 den Tod fand, legten sie ein Kreuz mit Blumen nieder.


Quellen

Die Häftlingsakte im Hauptstaatsarchiv Hannover fehlt
Hay Reintjes, Broekhuizen, Niederlande

 
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