Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

und in der Nachkriegszeit

 

Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

Ausländische Häftlinge

Derk Heero Schortinghuis - Lebenslauf

 

 

  1912   Geboren am 29.5.1912 in Groningen, Niederlande

Jura-Studium an der Uni Groningen
  1939   Examen mit Auszeichnung
Während des Studiums Ausbildung zum Reserveoffizier
  1941   Nach der Demobilisierung 1941 Anstellung im Ministerium für Handel, Industrie und Schifffahrt
Erste Tätigkeiten für den Widerstand (Schortinghuis sammelt Informationen über die Energieversorgung des Landes)

Schortinghuis kündigt beim Ministerium, weil er sich entdeckt glaubt.

  1943   Februar 1943 Kontakt zu einer Untergruppe von "Dienst-Wim", einer nationalen Widerstandsorganisation.

"Dienst-Wim" war eine Gruppe, die in mehreren losen Netzwerken organisiert war. Ihr Ziel war es, in den Niederlanden politische, ökonomische und militärische Informationen zu sammeln und nach Großbritannien durchzugeben.

Schortinghuis wurde der wichtigste Kurier dieser Organisation nach Belgien, der nun voll für den Widerstand arbeitet.

Im Februar 1943 erforscht Schortinghuis den Wattweg nach Simonzand, um von dort mit einem Boot hinüber nach England zu fahren, Pläne, die nie realisiert wurden.

20.7.1943 Festname in Apeldoorn
Untersuchungshaft in Schewenigen und dann in Haaren

  1944   Vom 20.-23.6.1944 Prozess zusammen mit 50 anderen niederländischen Widerstandskämpfern vor dem deutschen Luftgaufeldgericht

Das Gericht fällte 45 Todesurteile. Vier Angeklagte bekamen Freiheitsstrafen. Die Todesurteile wurden zunächst nicht vollzogen.

Schortinghuis, der selbst zum Tode verurteilt wurde, stellte ein Gnadengesuch, auch in der Hoffnung, den Vollzug zu verschleppen. Nach Ablehnung der Begnadigung war die Angst vor der sofortigen Vollstreckung des Todesurteils groß.

Insgesamt 200 zum Tode verurteilte niederländische Gefangene wurden am 29.7.1944 in das Gefängnis in Anrath bei Krefeld überführt.
Auch in Deutschland beherrschte die Gruppe bis zum Schluss die Furcht, dass die Todesstrafe noch vollstreckt werden könnte.

5.9.1944 Überführung in das Gefängnis von Lüttringhausen

Von Lüttringhausen am 2.11.1944 nach Hameln

In seinem Buch schildert Schortinghuis immer wieder seine Angst davor, noch kurz vor Kriegsende von Hameln nach Wolfenbüttel geschafft zu werden. Er weiß, dass in Wolfenbüttel ausländische Widerstandskämpfer hingerichtet werden.

  1945   Teilnehmer des Todesmarsches vom Zuchthaus Hameln in das Zuchthausaußenlager Holzen (Eschershausen) am 5.4.1945

Befreiung am 7.4.1945 durch die Amerikaner im Lager Holzen.

  1998   In Groningen verstorben

  

Schortinghuis verfasste seine Erinnerungen an die Zeit des Widerstandes und der Verfolgung unter dem Titel "Met de dood voor ogen" (Den Tod vor Augen). Sie wurden posthum im Jahre 2000 veröffentlicht.

"Es ist ein sehr persönlicher und bewegender Bericht von der Widerstandsarbeit, dem Prozess, dem Urteil, dem Verbleib in Gefängnissen und Lagern und zum Schluss der Befreiung mitten in Deutschland und darauf folgend der Rückkehr ins elterliche Haus in Groningen."
B. H. Slicher im Geleitwort des Buches von Schortinghuis, S. 7

Quelle

D. H. Schortinghuis, "Met de dood voor ogen" (Den Tod vor Augen), Bedum (Niederlande) 2000

 
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