Zur Geschichte der Juden in Hameln

und in der Umgebung

 

Die Synagoge Salzhemmendorf

 

Salzhemmendorf war Vorort eines größeren Synagogenverbandes und Ort der Synagoge. Der sog. Judentempel befand sich zuletzt in der Kampstraße 11, heute 9. Das Haus diente gleichzeitig dem Schlachter Davidsohn und seiner Familie als Wohnhaus.

Der im Jahre 1884 geborene Robert Davidsohn war ein typischer Landjude. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Ziegen- und Schweineschlachter. An zwei Krücken ging er über Land in die benachbarten Dörfer und band sich dabei das Zugseil der Ziege um den Bauch. Geschlachtet wurde im Hinterhof, wo ein kleines Schlachthaus stand. Im Vorderhaus wurde auf einem großen Tisch das Fleisch verkauft. Alles muss sehr bescheiden zugegangen sein.

Der Synagogenraum befand sich im Erdgeschoss rechts hinter den beiden Fenstern. Vor dem Gottesdienst, den der wohlhabende Salzhemmendorfer Kaufmann Moritz Heilbronn hielt, wurden der Verkaufstisch herausgestellt und ein Pult sowie Synagogenbänke hinein geräumt. Zum Gottesdienst kamen auch Juden aus anderen Orten des Synagogenverbandes, z. B. Binheims aus Duingen.

Nach Auskunft von Zeitzeugen hat morgens um 5 Uhr am 10. November 1938 die Salzhemmendorfer SA die Scheiben des Hauses zerschmissen, die Fenster kurz und klein geschlagen und die gesamte Inneneinrichtung des Synagogenraums zerstört. Andere sagen, die SS aus Lauenstein sei gekommen und habe das Zerstörungswerk getan.

Offenbar hat der Salzhemmendorfer Bürgermeister Eickhoff das Anzünden der Synagoge verhindert. "Es kommt keine Spritze raus". Der ganze Kamp würde mit abbrennen.

Robert Davidsohn wurde am 10. November 1938 zusammen mit seinem 16jährigen Sohn Erich nach Buchenwald verschleppt. Der Familie gelang nach ihrer Rückkehr aus dem furchtbaren Lager 1939 die Flucht aus Deutschland.

Das Haus wurde 1938/39 von Mäkeler für 6500 RM gekauft und zum Wohnhaus umgebaut. Der Synagogenraum diente zunächst als Schweinestall. Aus dem Holz der zerschlagenen Synagogenbänke hätten die neuen Besitzer eine Bank gebaut, die sie "Judenbank" nannten.

 
Bild