Zur Geschichte der Juden in Hameln

und in der Umgebung

 

Die Synagoge Polle

 

Ein Betsaal ist spätestens 1843 in Polle nachweisbar. Es gibt mehrere glaubwürdige Aussagen von Zeitzeugen, wonach der "Tempel" im Hause Burgstraße 12 (heute Bäckerei Berner) gelegen hat. Im hinteren Bereich des schmalen, aber sehr tiefen Hauses lagen im ersten Obergeschoss zwei große Räume, die auf den Hof schauten. Sie waren von der jüdischen Gemeinde angemietete und dienten als "Tempel" und "Saal", also Männer- und Frauenraum. Nachdem die Synagoge irgendwann nicht mehr in Gebrauch war, wurde dort das Mehl für die Bäckerei gelagert. Aber die Erinnerung an den "Tempel" hielt sich noch lange im Sprachgebrauch. Wenn jemand ging, um Mehl zu holen, so sagte er: "Ich geh auf’n Tempel."

Das Haus Burgstraße 12 gehörte 1942 dem Bäckermeister Otto Berner. Er beantragte im Februar 1942 den "Ausbau eines Saales zu Wohnräumen". Auch Maurermeister Klinge, der die Umbauarbeiten ausführte, gebrauchte den Ausdruck "der vorhandene Saal". Dieser Saal liegt nach einer kleinen Zeichnung im Obergeschoss des Gebäudes, geht über die ganze Breite des Hauses und schaut zu der Hoflage hin. Er umfasst reichlich 1/3 der damals gegebenen Tiefe des Hauses.

Die Unterhaltung einer Synagoge verursachte hohe Kosten. Das ist am Beispiel Polle gut zu belegen. Aus mehreren Jahren ist der Etat der Gemeinde überliefert, der einen Einblick gewährt.

Im Jahre 1868 verhandelte die Gemeinde mit dem Eigentümer des Hauses "wegen der Synagogen-Miethe". Außer für die Miete (13 Taler) wurden noch Mittel für Instrumente zur Ausübung des Gottesdienstes (7 Taler) und zur Einfriedung des Friedhofs (20 Taler) aufgebracht. Im folgenden Jahr waren es wieder 13 Taler für die Miete, außerdem 20 Taler für die Aufarbeitung der Thorarolle und 3 Taler zur Einrichtung der Synagoge. Die mit der Hand auf kostbares Pergament geschriebene Thora war so wertvoll, dass sich die Gemeinden in der Regel nur eine Thorarolle leisten konnten. Durch die regelmäßige Lesung wurde die Rolle allerdings stark beansprucht. Die kleine Gemeinde hatte für religiöse Zwecke also nicht unbeträchtliche Summen aufzubringen.

 
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