Zur Geschichte der Juden in Hameln

und in der Umgebung

 

Die Synagoge Bad Münder

 

1835 erwarb die Gemeinde Münder das Friesesche Bürgerhaus (Deisterallee 3, Ecke Junkerstraße) und richtete dort eine Synagoge ein. Auch eine Mikwe war vorhanden. Das alte Gebäude, in dem sie seit 1785 ihre Gottesdienste abgehalten hatte, war baufällig geworden.

In dem Synagogengebäude war auch Platz für eine Schule geschaffen worden. Da sie jedoch den Anforderungen der Schulbehörden nicht genügte, mussten die schulpflichtigen Kinder ab 1844 die städtische Volksschule besuchen.

1864 wurde der schlechte Synagogenbesuch beklagt. Dennoch wurde in den 1870er Jahren das Synagogengebäude ausgebaut und eine neue Schule eingerichtet. Die Gemeinde hatte dafür beträchtliche Kredite aufnehmen müssen.

Am Morgen des 10. November 1938 drangen SS- und SA-Männer in den Synagogenraum ein, zerstörten die bleiverglasten Fenster und verwüsteten das Inventar vollkommen. In dem Gebäude wohnte auch das nichtjüdische Ehepaar Wingerter, das trotz Druck der SS die Wohnung nicht verließ und dadurch eine Brandstiftung im Haus verhinderte. Der Sozialdemokrat August Nagel konnte Tage nach der Zerstörung noch herumliegende Gebetbücher retten und den Schwestern Hammerschlag übergeben.

Im Dezember 1938 erfolgte der Verkauf des Synagogengebäudes an das Ehepaar Fritz und Elli Wingerter. Der Verkaufserlös war für jüdische Arme in Münder bestimmt worden und musste bei der Kreissparkasse hinterlegt werden. Hedwig Herze, geb. Herzberg, und ihr Mann Eugen erhielten eine finanzielle Unterstützung aus dem Erlös.

Bei einem grundlegenden Umbau des Synagogengebäudes im Jahre 1965 wurden hohe Rundbogenfenster und ein blauer Sternenhimmel an der Decke freigelegt, aber anschließend vernichtet. Kultgegenstände, Gebetbücher und ein Kronleuchter wanderten damals zusammen mit dem Bauschutt auf den Müll.

1988 brachte die Stadt Münder eine Erinnerungstafel an das Haus der ehemaligen Synagoge an. Sie hat den Wortlaut:

An dieser Stelle befand sich die Synagoge der israelischen Gemeinde in Bad Münder. In Erinnerung und zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger unserer Stadt. Rat und Verwaltung der Stadt Bad Münder am Deister.

Die Darstellung folgt dem von Anke Quast verfassten Artikel Münder im Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Göttingen 2005, S. 1082-1086, weist aber Ergänzungen auf.

 
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