Zwangsarbeit in Hameln und im Kreis Hameln-Pyrmont

 

Besuch der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
aus Polen vom 18. - 25. September 2005 in Hameln

 

Zur Einführung

 

In den Jahren 2000 –2003 hat Bernhard Gelderblom mit 115 ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern vor allem aus Polen, aber auch aus der Ukraine und Russland brieflich Kontakt aufgenommen. Ein umfangreicher Briefwechsel entwickelte sich, der ein zumeist erschütterndes Bild von der Lage der nach Deutschland Deportierten zeigte. Auszüge dieses Briefwechsels finden sich auf dieser Website und in dem Buch "Am Schlimmsten waren das Heimweh und der Hunger."

In den Briefen klang immer wieder an, wie sehr sich die Menschen wünschten, noch einmal an die Orte ihrer Zwangarbeit zurückzukehren, um sich den traumatischen Erlebnissen in Deutschland zu stellen. Aus ähnlichen Besuchsprojekten anderer deutscher Städte ist bekannt, welche große Bedeutung solche Erinnerungsreisen für Zwangsverschleppte haben.

Darum entstand auch in unserer Stadt der Plan, eine Gruppe von etwa zwanzig ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus Polen für eine Woche nach Hameln einzuladen. Im Unterschied zu vergleichbaren Einladungen anderer Städte wurde das Hamelner Projekt von ehrenamtlichen Kräften getragen und gestaltet. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Hameln (ACKH), in der die ev.- freikirchliche und die ev.-reformierte Gemeinde sowie die ev.-lutherischen und die römisch-katholischen Kirchengemeinden vertreten sind, sowie die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sind die organisatorischen Träger des Projektes.

Ein Kreis von acht Ehrenamtlichen bereitete den Besuch vor, sammelte Spenden, suchte nach Gastfamilien, stellte Überlegungen zum Programm an und organisierte den konkreten Ablauf. Es waren dies Herbert Dieckmann, Heinz Engelhard, Bernhard Gelderblom, Heinrich Kasting, Jacoba van der Molen-Leering, Hans-Karl Schnell, Gerd Schott und Christel Wolten.

Zur Vorbereitung des Besuches fuhr Bernhard Gelderblom mit Magda Bilska als Übersetzerin Ostern 2005 nach Polen, um zahlreiche Briefeschreiber aufzusuchen. In Stanislaw Kicman aus Warschau, der als Kind nach Hameln verschleppt worden war, fand sich ein Partner, der bereit war, bei der Organisation der Fahrt nach Hameln zu helfen.

Der Termin für die Einladung wurde auf die Woche vom 18. – 25. September 2005 festgelegt. Der Besuch fiel auf diese Weise mit der Ausstellung: "'Gesichter'. Ausländische Zwangsarbeit in und um Hameln 1939-1945" zusammen, die vom 9. September – 13. November 2005 im Münster gezeigt wurde.

Nicht alle ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter konnten die Einladung nach Hameln annehmen. Altersgründe, Krankheiten, aber auch kürzlicher Tod hinderten daran. Die Einladung nach Hameln kommt sehr spät. Nach und nach schälte sich eine Gruppe von dreizehn Personen heraus. Drei brachten jeweils einen Begleiter mit, so dass sich schließlich sechzehn Gäste auf die Reise nach Hameln begaben.

Die Eingeladenen waren durchschnittlich zwischen 70 und 80 Jahre alt. Mehrere von ihnen waren als Kinder in Deutschland, zwei hier geboren worden. Sie wollten ihren Geburtsort wieder sehen.

Damit sich die Gäste aus Polen gut begleitet fühlten, wurden sie nicht in Hotels, sondern in Familien untergebracht. Dabei traf es sich glücklich, dass mehrere polnisch sprechende Familien aus Hameln bereit waren, Gäste unterzubringen.

Die folgende Dokumentation legt Zeugnis von einer erfüllten, glücklich verlaufenen Besuchswoche.

 
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