Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

und in der Nachkriegszeit

 

Das Zuchthaus Hameln in der Nachkriegszeit

Das Zuchthaus als Hinrichtungsort der Briten

 

Die Hinrichtungen von Kriegsverbrechern durch die
britische Besatzungsmacht in Hameln 1945 bis 1949

 

Die Vorbereitung und Durchführung von Hinrichtungen im Zuchthaus

 

Das Zuchthaus Hameln war die zentrale Hinrichtungsstätte der britischen Besatzungszone. Hier fanden insgesamt 200 Hinrichtungen statt. Ort der Prozesse war vor allem das Curio-Haus in Hamburg, aber auch Lüneburg etc.

Die Gründe weshalb Hameln als zentrale Hinrichtungsstätte gewählt wurde, sind nicht bekannt. Wahrscheinlich suchten die Briten bewusst eine Kleinstadt (wie Landsberg, Hinrichtungsort der US-Zone) mit einem gut zu bewachenden Gefängnis.

 

In den "instructions for Belsen executions" legte die Besatzungsmacht sorgfältig bis in die kleinsten Einzelheiten hinein fest, wie bei den Hinrichtungen zu verfahren sei.

Bereits im Oktober 1945 entschied man sich für Albert Pierrepoint als Henker. Pierrepoint war Chefhenker der britischen Krone. In seinem 25jährigen Berufsleben henkte er ca. 530 Menschen, davon 200 in Hameln. Der Mann wurde für jeden Exekutionstermin extra eingeflogen und brachte zwei Assistenten mit.

 

Die Verurteilten wurden 2-3 Tage vor Urteilsvollstreckung unter starker Bewachung und in Handschellen aneinandergekettet nach Hameln gebracht. In Hameln wurden sie in gesonderten Zellen untergebracht und gemessen und gewogen. Aus Größe und Gewicht errechnete der Henker die Fallhöhe. Im komplett erhaltenen execution diary trug Pierrepoint alle Angaben ein.

Der Galgen stand im heute abgerissenen Westflügel; dort war ein Durchbruch durch die Decke mit einer eingebauten Holzklappe geschaffen worden, um dem hohen Galgen Platz zu schaffen.

Die Instruktionen sahen die Anwesenheit verschiedener britischer Offiziere (Sanitätsoffizier, zehn Pflichtzeugen für die Hinrichtungen etc.) vor, ebenso die Hinzuziehung von Geistlichen gemäß der Konfession des Verurteilten.

Wenn Pierrepoint in Hameln war, wurden die Wachen um das Zuchthaus verstärkt; Doppelposten standen am Tor, eine weitere Wache zog als Streife um das Zuchthaus; der Fußweg an der Weser war geschlossen.

Die ersten Hinrichtungen fanden am 13. Dezember 1945, die letzte am 6. Dezember 1949 – also nach Gründung der Bundesrepublik – statt. In Einzelfällen henkte Pierrepoint, der zwischen 1945 und 1949 ca. 20-mal nach Hameln kam, 17 Personen an einem Tag.

Die Beteiligung der Öffentlichkeit:
Der Vollzug jeder Hinrichtung wurde in Hameln durch Aushang bei der Polizei und im "Anzeigenaushang der Militärregierung" der Öffentlichkeit mitgeteilt – die DEWEZET durfte damals nicht erscheinen. Pressevertreter hatte das britische Militär nicht zugelassen.

Für die frühen Hinrichtungen habe ich die mündliche Aussage, dass "die Militärbehörde ... Sammelfahrten für Bürger aus Bad Pyrmont, Aerzen, Springe, Sarstedt und Pattensen, die in kleinen Gruppen den Hinrichtungen beiwohnen müssen", organisierte (bei Thomas Wünsche). Dies geschah vermutlich im Sinne einer drastischen reeducation. Später sicher nicht mehr. Schriftliche Belege gibt es dazu aber nicht.

 
Bild