Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit

und in der Nachkriegszeit

 

Das Zuchthaus Hameln in der Nachkriegszeit

Vom Zuchthaus zum Hotel "Stadt Hameln"

 

  1945-1949   Das Zuchthaus dient der britischen Besatzungsmacht als zentrale Hinrichtungsstätte.
Auf Befehl der britischen Militärregierung wurden hier 200 Männer und Frauen durch den Strang zu Tode gebracht.
Die größere Zahl von ihnen war in Kriegsverbrecherprozessen zum Tode verurteilt worden, 44 Personen erwartete der Tod wegen Verstößen gegen das Besatzungsrecht.
 
  15.2.1955   Die Niedersächsische Landesregierung beschließt die Auflösung des Zuchthauses Hameln.
Die ca. 500 Insassen werden im Frühsommer nach Celle verlegt.
 
  1.10.1958   Im ehemaligen Zuchthaus wird eine Jugendstrafanstalt eingerichtet.
 
  1975   Südlich von Hameln in Tündern beginnt der Neubau einer Jugendstrafanstalt.
 
  1980   Die neu erbaute "Jugendanstalt" in Tündern wird eingeweiht.
 
  1986   Der Zellenbau sowie der West- und Ostflügel des ehemaligen Zuchthauses
werden abgerissen.
Die verbliebenen Gefängnisgebäude werden unter Denkmalschutz gestellt.
Lange Diskussionen über die Verwendung der Bauten und des Geländes
• Kreishaus
• Jugendzentrum
• Hotel
 
  1992   Die Stadt Hameln, die das Gelände vom Land Niedersachsen übernommen hatte, verkauft das Grundstück mit den Gebäuden zum Preis von einer Deutschen Mark und gegen hohe denkmalpflegerische Auflagen an einen Privatmann.
Der Umbau zu einer Hotelanlage beginnt.
 
  August 1993   Das Hotel "Stadt Hameln" wird eingeweiht.
Im Hotel erinnert heute nichts an die schlimme Vergangenheit des Gebäudes.



Lange fehlte jeglicher Hinweis, der an das schreckliche Leid, das zahlreiche Häftlinge hier erdulden mussten, erinnerte. Am 8. Mai 2006 wurde von der Stadt Hameln eine Gedenktafel am Weserufer auf städtischem Grund errichtet.
 

Sie trägt die Inschrift:

Im Bereich der heutigen Park- und Hotelanlage befand sich bis 1980 eine Strafanstalt. In den Jahren der NS-Diktatur von 1933-1945 waren im damaligen Zuchthaus überwiegend politische Gegner der Nationalsozialisten inhaftiert, vor allem Sozialdemokraten und Kommunisten, aber auch Homosexuelle und Juden. Von 1942 bis 1945 wurden zahlreiche Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden eingeliefert.

Die unmenschlichen Haftbedingungen im Zuchthaus forderten allein während des 2. Weltkrieges über 300 Todesopfer. Die Evakuierung des Zuchthauses in den ersten Apriltagen 1945 wurde für weitere Häftlinge ein Marsch in den Tod.

Im Bewusstsein des begangenen Unrechts erinnern wir an die Opfer.

Stadt Hameln
Der Oberbürgermeister


Im selben Jahr wurde durch ein internationales Workcamp des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge auch das Gräberfeld auf dem Friedhof Wehl wieder hergerichtet. Beides sind Schritte in die Richtung, dass das Zuchthaus ein Teil des Gedächtnisses dieser Stadt wird.

Vgl. Der Umgang mit den Gräbern der Hingerichteten in Hameln

 
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