Historische Orte in Hameln

 

Der historische Hintergrund

Die Gräber ausländischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter

 

Erarbeitet durch Noman Hasan,
Frederik Lange, Eduard Paul, Patrick Ploschnitzki,
Christian Zsolt Varga und Torben Warneke

 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Das Kriegsgefangenenlager Wehl und der Lagerfriedhof im 1. Weltkrieg
Die Nutzung als "Russenlager" 1918-1921 und als Heimkehrerlager 1921-1924
Die Nutzung des Lagerfriedhofes für Bestattungen
von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im 2. Weltkrieg

Das Schicksal ausländischer Zwangsarbeiter in Hameln während des zweiten Weltkrieges
Ein Einzelschicksal: Die Gräber von Maria und Stefan Smus
Äußere Beschreibung des Kriegsgräberfeldes sowie Zahlen und Daten
1. Weltkrieg
2. Weltkrieg
Die Gestaltung des Gräberfeldes nach dem Zweiten Weltkrieg

 

Einleitung

Am Rande des Friedhofes Wehl in Hameln befindet sich ein großes Kriegsgräberfeld, auf dem über 1000 Menschen bestattet sind. Schaut man genauer auf die vom Volksbund gesetzten Grabstelen, so wird man gewahr, dass dort neben über 700 Kriegsgefangenen aus dem 1. Weltkrieg auch über 300 Zwangsarbeiter aus dem 2. Weltkrieg bestattet sind, unter ihnen viele Frauen und Kinder.

 
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Das Kriegsgefangenenlager Wehl und der Lagerfriedhof im 1. Weltkrieg

Kurz nach Beginn des 1. Weltkrieges wurde im Jahr 1914 in Hameln, als einer der ersten Städte im Deutschen Reich, auf dem Exerzierplatz am Reimerdeskamp ein riesiges Kriegsgefangenenlager gebaut. Die ersten Gefangenen, vor allem Serben, vegetierten zunächst in Zelten, dann in Erdhöhlen. Erst später wurden Baracken gebaut. In den über 60 Wohnbaracken waren ca. 10.000 Kriegsgefangene aus Serbien, Frankreich, Belgien, England und Russland untergebracht.

Um den Umfang des Lagers deutlich werden zu lassen, sollte man sich vergegenwärtigen, dass es über eine Vielzahl eigener infrastruktureller Einrichtungen verfügte. Hierzu zählten eine Schule, ein Postamt, ein Lazarett mit Operationssaal, Küchen und Kantinen, Werkstätten und eine Lagerkapelle. Ein eigenständiges Lagerleben entwickelte sich. Regelmäßig fanden Veranstaltungen statt, wie z. B. Fußballturniere, Theaterveranstaltungen sowie Konzerte des Lagerorchesters. Seit März 1916 erschien eine französische Lagerzeitung. Sie trug den selbstironischen Titel "Hameln — Tas de blagues" (= Ein Haufen Aufschneider).

In der Lagerschule konnten sich die Gefangenen in Kursen weiterbilden, welche von Insassen mit entsprechenden Kenntnissen geführt wurden, u. a. in Kunst, Literatur, Philosophie sowie Naturwissenschaft und Recht. Auch eine eigene Lagerwährung in Form von briefmarkenähnlichen Scheinen wurde an die Gefangenen ausgegeben.

Das Lager entwickelte sich mit der Zeit zu einem beliebten Ziel für die sonntäglichen Spaziergänge der Hamelner Bürger, woraus die Besonderheit eines solch großen Kriegsgefangenlagers vor allem für eine Kleinstadt wie Hameln deutlich wird.

Die russischen und serbischen Soldaten waren separat von den übrigen Gefangenen einquartiert und deutlich schlechter untergebracht, ernährt und behandelt. Unter den oft unterernährten Männern aus dem Osten traten verstärkt Fälle von Cholera auf, welche zahlreiche Opfer forderte. Auch erhielten diese, im Gegensatz zu den Westalliierten, keine Pakete aus der Heimat durch das Rote Kreuz. Man sollte deswegen zwischen dem "russischen" und dem "westlichen" Teil des Lagers unterscheiden.

Für die vielen Todesfälle, die unter den Gefangenen auftraten, wurde im Jahr 1917 neben dem Lager ein großer Friedhof eingeweiht.

 
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Die Nutzung als "Russenlager" 1918-1921 und als Heimkehrerlager 1921-1924

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurden die Gefangenen aus den westlichen Ländern rasch entlassen. Wegen des Krieges zwischen der jungen Sowjetunion und Polen war jedoch den Russen der Weg in ihre Heimat versperrt. So wurde das Lager zum Internierungslager ausschließlich für russische Soldaten. Etwa 8.000 Insassen soll das Lager damals gehabt haben. Es dauerte bis zum April 1921, bis die Internierten endlich in ihre Heimat abgeschoben werden konnten. Das Lager wurde geschlossen.

Aus dieser Zeit bürgerte sich für das Lager und seinen Friedhof in der Hamelner Bevölkerung der Name "Russenlager" und "Russenfriedhof" ein, Bezeichnungen, die sich teilweise bis heute gehalten haben.

Im Juli 1921 wurde auf dem Gelände ein Heimkehrerlager für Deutsche aus den an Polen abgetretenen Gebieten eingerichtet. Dieses bestand bis zum Jahr 1924. Wegen der herrschenden Wohnungsnot in Hameln wurden die Baracken jedoch weiter für Obdachlose genutzt, jetzt unter dem Namen "Brössellager".

Auf einem Teil des Geländes des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers wurde 1938 der Waldfriedhof Wehl eingeweiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof der Kriegsgefangenen diesem angegliedert.

 
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Die Nutzung des Lagerfriedhofes für Bestattungen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg wurde der "Russenfriedhof" erneut genutzt. Die in Hameln zahlreich gestorbenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden hier teilweise in Massengräbern bestattet. Außerdem wurden hier gefallene ausländische Soldaten bestattet, zumeist abgeschossene britische und us-amerikanische Piloten.

Wie konnte es dazu kommen, dass auf einem voll belegten Gräberfeld erneut bestattet wurde?

Durch Ministerialerlass vom 27. Oktober 1941 war angeordnet worden, dass "Ostarbeiter und Polen genügend getrennt von den deutschen Volksgenossen zu bestatten" seien. Im Friedhofsamt wurde daher erwogen, ein Reihengräberfeld für diesen Personenkreis in der ganz am Rande des Friedhofes gelegenen "Abt. C anzulegen und durch entsprechende Bepflanzung von den übrigen abzutrennen und zu verdecken" (27. Mai 1943).

Kurze Zeit später (12. Juli 1943) kam jedoch einem städtischen Angestellten eine andere Idee.

"Es soll versucht werden, die Polen und Ostarbeiter auf dem ehemaligen Kriegsgefangenenfriedhof zu bestatten."

Die Genehmigung, diesen Personenkreis auf dem reichseigenen Kriegsgefangenenfriedhof zu bestatten, wurde von den zuständigen Stellen rasch erteilt:

"Unter Berücksichtigung der in dem vorgenannten Schreiben geschilderten Verhältnisse erteile ich hiermit die Genehmigung, die Bestattung der Ostarbeiter und Polen in Zukunft auf dem reichseigenen Kriegsgefangenenfriedhof in Hameln vorzunehmen" (26. Juli 1943).

Bereits wenige Tage später wurden die Leichen von neun amerikanischen Kriegsgefangenen auf dem "Russenfriedhof" bestattet (26. Juli 1943).

Erst viele Jahre nach Kriegsende findet sich in einem internen Vermerk des Garten- und Friedhofsamtes vom 10. Februar 1955 der folgende Hinweis.

"Bei der Überprüfung der Gräber, die unter das Kriegsgräbergesetz vom 27. 2. 1952 fallen, habe ich festgestellt, dass im Kriegsgefangenen-Friedhof auf dem Friedhof 'Am Wehl' im 2. Weltkrieg auf die dort ruhenden Kriegsgräber des 1. Weltkriegs bestattet wurde."
Alle Belege: StA HM Acc. 1995/27 Nr. 246

 
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Das Schicksal ausländischer Zwangsarbeiter in Hameln
während des zweiten Weltkrieges

Die in Hameln angesiedelten Firmen waren weitgehend auf kriegswichtige bzw. Rüstungsproduktion umgestellt worden und beschäftigten alle ausländische Zwangsarbeiter. Noch mehr ausländische Zwangsarbeiter mussten auf Bauernhöfen arbeiten, andere in Privathaushalten. Die Zwangsarbeiter wurden aus allen Ländern, die in Hitlers Machtbereich lagen, nach Hameln gebracht, die übergroße Mehrzahl allerdings kam aus Polen und der Sowjetunion. In den Spitzenzeiten der Jahre 1944 und 1945 arbeiteten in Hameln und Umgebung mehr als 10.000 ausländische Zwangsarbeiter.

Im Landkreis Hameln-Pyrmont gab es über 60 Lager für Zwangsarbeiter, außerdem mindestens 12 in Hameln, darunter eines im Hamelner Industriegebiet, in dem über 1000 Ostarbeiter unter schlimmsten Bedingungen lebten.

Schon die Deportationen aus der Heimat und die Verschleppungen nach Deutschland verliefen sehr brutal und unerwartet. Von der Wehrmacht und SS-Angehörigen wurden Razzien durchgeführt, bei denen die Zwangsarbeiter bisweilen nur 10-30 Minuten Zeit hatten, um ihr Hab und Gut zu packen. Im Bereich des "Warthegau" wurden Bauernhöfe und Wohnungen Deutschen übertragen, die Hitler aus Ländern wie Rumänien und dem Baltikum umgesiedelt hatte. Die Zwangsarbeiter wurden dann in Übergangslager deportiert. Kinder, die sich zur deutschen Erziehung eigneten, wurden von ihren Eltern getrennt und in spezielle Heime nach Deutschland gebracht. Die Umstände in den Übergangslagern waren katastrophal. Die Menschen wurden auf engstem Raum zusammengepfercht und mussten auf dem Boden oder auf Stroh schlafen. Es gab Hunger und Krankheiten.

Mit der Eisenbahn wurden die Gefangenen dann nach Deutschland gebracht. Die Transportbedingungen waren ebenfalls unmenschlich. Es gab während der Fahrt wenig zu essen und zu trinken und es kam zu Todesfällen.

In Deutschland wurden die Zwangsarbeiter dann erneut zunächst in sog. Durchgangslagern unterbracht, wo sie ärztlich untersucht und entlaust wurden. Von diesen Lagern wurden sie dann auf verschiedene Städte und Landkreise verteilt, in denen sie unter Leitung des Arbeitsamtes Bauernhöfen oder Fabriken zugeteilt wurden.

In den letzten Kriegsjahren stieg die Sterblichkeit unter den Zwangsarbeitern stark an. Durch unzureichende Ernährung und fehlende Hygiene verschlechterte sich der Gesundheitszustand dramatisch. Die Auswertung der Totenscheine ergab, dass die Hälfte der Zwangsarbeiter an Tuberkulose, Lungenentzündung und "Lebensschwäche" starb. Außerdem forderten die Luftangriffe und der Artilleriebeschuss der Alliierten in den letzten Kriegsmonaten viele Opfer unter den Zwangsarbeitern. Mindestens 33 Tote sind Opfer von Kriegshandlungen (Bomben und Artilleriebeschuss). In den letzten Kriegsmonaten wurden die Toten in Massengräbern beigesetzt.

 
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Ein Einzelschicksal: Die Gräber von Maria und Stefan Smus

Das Grauen, das die Zwangsarbeiter erlebten, lässt sich am besten durch die Darstellung von Einzelschicksalen zeigen. Auf dem Kriegsgräberfeld des Friedhof Wehl lassen sich auf zwei Sammelgrabsteinen für polnische Zwangsarbeiter die Namen von Maria Smus und Stefan Smus finden.

Die Familie Smus wurde im März 1943 aus dem Ort Baszkow in Polen aus ihrem Bauernhof ausgesiedelt und ins Hauptlager nach Lodz gebracht. Unter grausamen Umständen verbrachte sie dort zweieinhalb Monate. Die damals vierjährige Tochter Janina erzählt, dass ihre im siebten Monat schwangere Mutter Maria von einem Aufseher blutig geschlagen wurde, weil sie sich nicht sofort zum Kartoffelschälen gemeldet hatte.

Mitte Mai 1943 wurde die Familie per Bahn über Halle, Hannover und Hameln nach Posteholz gebracht. Der Vater und die Mutter, deren Gesundheit sehr geschwächt war, mussten sehr hart auf dem Feld arbeiten.

Am 1. 8. 1943 wurde Stefan Smus geboren. Janina berichtet, dass Maria in Folge der Schläge in Lodz, der Deportation und ihrer geschwächten Gesundheit drei Wochen nach der Geburt verstarb. In der Liste der umgekommenen Zwangsarbeiter steht, dass sie am 7. 9. 1943 in Folge einer Lungentuberkulose verstarb.

Der kleine Stefan ist nicht viel älter als einen Monat alt geworden. Die Angaben zur Ursache seines Todes differieren. Laut seiner Schwester Janina ist er von deutschen Ärzten durch eine Spritze getötet worden. Auf dem Totenschein ist die Ursache als unbekannt angegeben. Maria wurde mit ihrem Sohn zusammen in einem Sarg beerdigt.

 
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Äußere Beschreibung des Kriegsgräberfeldes sowie Zahlen und Daten

 

1. Weltkrieg

Auf dem Gefangenenfriedhof Wehl wurden laut einer Zusammenstellung vom 11. 11. 1929 (StA HM 1995/27 Nr. 235) 999 Personen bestattet, weitere 5 auf dem jüdischen Friedhof.

Russen 714
Franzosen 115
Engländer 68
Serben 43
Italiener 36
Belgier 23

 
Die Westeuropäer wurden 1925 und 1926 in ihre Heimatländer überführt oder auf zentrale Sammelfriedhöfe umgebettet (bis auf 2 Belgier, die bei der Umbettung übersehen worden waren). So liegen heute noch 759 russische und serbische und belgische Soldaten auf dem Kriegsgefangenenfriedhof, dazu weitere 5 auf dem jüdischen Friedhof an der Scharnhorststraße.

Für die Kriegsgefangenen des 1. Weltkrieges wurde anlässlich der Einweihung des Friedhofes 1917 ein Denkmal gesetzt, das auf Grund von Spenden der Lagerinsassen errichtet worden ist. Sein Sockel enthält in mehreren Sprachen die folgende Inschrift:

"Den englischen, belgischen, französischen, italienischen, rumänischen, russischen und serbischen Kriegsgefangenen, die in der Gefangenschaft verstarben. Ihre Kameraden."

Ein großes hölzernes Kruzifix, das bis heute die Gräber überragt, sollen 1918 französische Kriegsgefangene, unter ihnen ein Holzbildhauer, angefertigt haben. Nach einer anderen Version wurde es vom Lagerpfarrer in Auftrag gegeben und in Oberammergau geschnitzt.

Aus dieser Zeit stammen die langen Reihen mit schlichten Bodenplatten, die Namen russischer und serbischer Soldaten tragen.

 
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2. Weltkrieg

Das aus dem 1. Weltkrieg stammende und dicht belegte Gräberfeld wurde nun seit 1943 einfach erneut belegt.

Die genaue Zahl der hier bestatteten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter lässt sich nicht ermitteln. In der Stadt Hameln und im damaligen Landkreis Hameln-Pyrmont sind während des Krieges 360 Todesfälle von Zwangsarbeitern registriert worden. Die meisten starben an den schlechten Lebensbedingungen der letzten Monate des Krieges.

Von den 360 umgekommenen Zwangsarbeitern sind 260 Erwachsene, 53 Frauen und 207 Männer. 89 der Bestatteten sind Kinder, von denen die weitaus meisten in den Jahrgängen 1944/45 geboren worden waren. Hinzu kommen 11 Unbekannte (9 Russen, ein Pole und ein Italiener).

Die Zahlen der umgekommenen Zwangsarbeiter stammen aus den Unterlagen Friedhofsamtes, den Totenscheinen der Standesämter und aus der Datenbank "Ausländische Zwangsarbeit im Landkreis Hameln-Pyrmont", die Dr. Mario Keller-Holte und Bernhard Gelderblom erarbeitet haben.

Die vorhandenen Dokumente lassen nicht immer einen Rückschluss auf den Ort der Bestattung zu. 272 Bestattungen auf dem Wehl sind gesichert, ein Rest von 21 muss mit einem Fragezeichen versehen werden. 67 Personen wurden vermutlich auf Friedhöfen des Landkreises, also nicht auf dem Wehl, bestattet. Nur bei einer Minderheit ist diese Bestattung aber definitiv belegt.

In den 1960er Jahren wurden die verstreut auf den Friedhöfen des Landkreises liegenden Kriegstoten jedoch zumeist exhumiert und auf dem Friedhof Wehl zusammengefasst. Andererseits wurden die aus den westlichen Nationen stammenden Personen in ihre Heimatländer gebracht oder auf zentralen Friedhöfen in Deutschland zusammengefasst. So müssen wir davon ausgehen, dass heute auf dem Wehl aus der Zeit des 2. Weltkrieges annähernd 300 Ausländer liegen, vor allem Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, unter ihnen die große Mehrzahl aus Russland und Polen.

Aufgeschlüsselt nach Nationen, aber nicht unterschieden nach Soldaten und Zivilarbeitern, setzen sich die Bestatteten laut Angaben des Friedhofsamtes vom 12. Mai 1948 wie folgt zusammen:

Belgier 20
Franzosen 30
Holländer 32
Italiener 14
Polen 79
Russen 140
Engländer 9
US-Amerikaner 30
Serben 2
Tschechen 2

Gesamt 319

 
Die in der Datenbank ermittelten Zahlen für Zivilarbeiter liegen teilweise deutlich darüber:

144 Sowjetbürger, 114 Erwachsene, davon 32 Frauen und 82 Männer, 30 Kinder, vor allem der Jahrgänge 1944/45

143 polnische Zwangsarbeiter, 91 Erwachsene, davon 21 Frauen und 70 Männer, 52 Kinder, davon 48 Kleinkinder und Säuglinge

21 französische Zwangsarbeiter, 20 Erwachsene, ein männliches Kleinkind

14 Italiener, 13 Männer, eine unbekannte Person, deren Geschlecht unbekannt ist, keine Kinder

13 holländische Zwangsarbeiter, 10 Erwachsene, 3 Kinder

9 belgische Zwangsarbeiter, 6 Erwachsene, 3 Kinder

3 erwachsene tschechische Zwangsarbeiter

2 erwachsene Serben

1 erwachsener Slowake

 
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Die Gestaltung des Gräberfeldes nach dem Zweiten Weltkrieg

Auf dem Wehl liegen heute nur noch Kriegstote aus dem Osten. Die westlichen Nationen sorgten bald nach Kriegsende dafür, dass ihre Toten exhumiert und in die Heimatländer überführt wurden. Nur die Niederländer beerdigten sie auf zentralen Friedhöfen in Deutschland.

Die "Am Wehl" bestatteten US-Amerikaner waren bereits zwischen dem 4. und 6. April 1946 exhumiert worden (StA HM Acc. 1995/27; Nr. 248 Teil 1). In einer Liste vom 13. März 1946 wird die Zahl von 30 US-Amerikanern und 8 Briten genannt. In den Akten sind sie teilweise als "Flieger", also abgeschossene oder notgelandete Piloten, bezeichnet.

Aus diesem Personenkreis sind in der Regel keine Namen bekannt. Im Erlass des Reichsministers des Innern vom 7. 5. 1943 heißt es:

"Die im Reichsgebiet eingetretenen Sterbefälle von ... Angehörigen der Besatzung der ... zum Absturz gebrachten oder abgestürzten feindlichen Flugzeuge ... unterliegen nicht der Beurkundung durch den örtlich zuständigen Standesbeamten."

Möglicherweise ist ein Teil der toten Flieger gelyncht worden. Der sogenannte Fliegerbefehl, der von den Gauleitern am 25. 2. 1945 an die Behörden weitergegeben worden war, lautete:

"Sämtliche Jabo-Piloten, die abgeschossen werden, sind grundsätzlich der Volksempörung nicht zu entziehen."

Während die Kriegstoten aus westlichen Ländern exhumiert wurden, gab es andererseits Zugänge von Toten durch die Zusammenführung von im Landkreis verstreut begrabenen polnischen und sowjetrussischen Zwangsarbeitern nach Hameln. Deren Zahl nahm also zu.

Der Volksbund hat in den 1960er Jahren einheitlich gestaltete Grabstelen aufstellen lassen, welche die Namen der hier Bestatteten tragen, geordnet nach Polen und Russen, Männern und Frauen. Die sowjetische Regierung ließ nach dem Kriege ein Denkmal errichten, das an die hier bestatteten Toten aus der Sowjetunion erinnert.

 
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