Zur Geschichte der Juden in Hameln

und in der Umgebung

 

Die jüdische Gemeinde Kemnade

 

Zum Ort Kemnade
Die wichtigsten jüdischen Familien
Familie Alexander Jacob
Familie Philippson
Familie Katzenstein
Familie Breitenstein
Weitere Familien
Die Namen der Opfer
Literatur

 

Zum Ort Kemnade

Das Benediktiner-Nonnenkloster Kemnade wurde zwischen 959 und 965 gegründet. Im Jahre 1579 wurde es zu einem protestantischen Konvent umgewandelt. Seit dem 30jährigen Kriege in der Hand der braunschweigischen Herzöge, wurde der Klosterhof als Vorwerk der Domäne Wickensen verwaltet.

Kemnade, das zusammen mit Hehlen und weiteren Dörfern zum braunschweigischen Amt Ottenstein gehörte, war ein Bauerndorf. Der Anteil der handwerklich-industriell beschäftigten Bevölkerung war wegen der Nachbarschaft zur Stadt Bodenwerder niedrig. Am 1. Januar 1973 ist Kemnade in der Stadt Bodenwerder aufgegangen.

 
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Die wichtigsten jüdischen Familien

In Kemnade hat es offensichtlich keine selbstständige jüdische Gemeinde gegeben. Das hat zur Folge, dass die typischen Institutionen einer Gemeinde fehlen. Wir finden in Kemnade nicht das Amt des Vorstehers, wir finden keine Synagoge und keine gemeinschaftliche Schule. Einen Betsaal boten – wenigstens zeitweise – die benachbarten Gemeinden in Bodenwerder, Halle und Hehlen, alles Gemeinden, zu denen die Kemnader Juden auch starke verwandtschaftliche Bindungen hatten. So werden die Kemnader Juden an den dortigen Gottesdiensten teilgenommen haben. Die Einrichtung eines eigenen Friedhofes war allerdings unverzichtbar. So finden wir – weit außerhalb des Dorfes gelegen – schon recht früh einen jüdischen Friedhof.

Die Quellen erlauben nur einen beschränkten Einblick in das jüdische Leben des kleinen Weserdorfes. Vier Familie treten deutlicher hervor.

 
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Familie Alexander Jacob

Der Stammvater der Familie, Alexander Jacob, kam 1740 aus Hehlen und war Kaufmann. kennen gelernt.

Von den beiden Söhnen des Mannes ging der älteste, der um 1740/42 in Kemnade geborene Jacob Alexander, 1762 nach Bodenwerder ausgestellt. Wegen Betruges mit Lotterielosen wurde Jacob Alexander 1786 zu zwei Jahren Festungsbau verurteilt. In der Folge verarmte die Familie und lebte von Almosen.

Der zweite Sohn ist Moses Alexander. Er war in Kemnade geblieben und besaß dort ein Haus. Welchen Namen Moses Alexander in der französischen Zeit annahm und was weiter aus seiner Familie wurde, wissen wir nicht.

 
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Familie Philippson

Mit Isaak (Itzig) Leiffmann Philippson tritt uns eine sehr interessante Persönlichkeit entgegen. Itzig Leiffmann, der aus einer alteingesessenen jüdischen Familie Bodenwerders stammt, wurde 1777 in Bodenwerder geboren. Am 28. August 1802 erhielt er einen Schutzbrief auf die Stadt Bodenwerder. Er war auf Pferdehandel konzessioniert und hatte ein gutes Auskommen, so dass er einen Knecht beschäftigen konnte. Verheiratet war er seit 1804 mit Sprinz, der Tochter von Selig Salomon aus Linse. Die Familie bewohnte in Bodenwerder ein eigenes Haus. Für den Unterricht seiner zahlreichen Kinder hatte Itzig einen Lehrer in sein Haus geholt. In der Zeit des Königreiches Westfalen (1807-1812) nahm Itzig den Familiennamen Philippson an.

Um sich wirtschaftlich besser zu stellen, hatte Itzig zusätzlich eine Konzession zum Ellenwarenhandel beantragt. Darum kam es im Jahre 1808 zu einem erbitterten Streit mit den Kaufleuten der Stadt und dem Magistrat, in dem Itzig zunächst unterlag. Erst 1814 erhielt er die Konzession zum Handel mit Ellen- und Kolonialwaren, freilich mit der bedeutsamen Einschränkung, nur "en gros" handeln zu dürfen.

Der diskriminierenden Behandlung durch den Magistrat von Bodenwerder überdrüssig hatte Isaac Leiffmann Philippson 1814, also nach der westfälischen Zeit, Bodenwerder verlassen und war nach Kemnade gegangen. Seinen Besitz in Bodenwerder behielt er zunächst bei. Um das Recht zu haben, von Kemnade aus in der Stadt Bodenwerder handeln zu dürfen, zahlte er auch weiter Schutzgeld an das Amt Polle. Seine Entscheidung zum Verlassen Bodenwerders war gewiss dadurch beeinflusst, dass die Regierung in Hannover damals die meisten Verbesserungen, die das Königreich Westfalen für die Juden gebracht hatte, gestrichen hatte und zu ihrer reaktionären Judengesetzgebung zurückgekehrt war. Das Herzogtum Braunschweig, zu dem Kemnade gehörte, hielt dagegen an der in der französischen Zeit eingeführten Gewerbefreiheit fest.

In Kemnade erleben wir Isaak zunächst in vielfachen Tätigkeiten. Er arbeitete als Schlachter, handelte mit Korn und Pferden, betrieb auch Leinen- und Garnhandel. Seine Beschäftigung war allerdings zunehmend auf die Bewirtschaftung eines Bauernhofes gerichtet, den er in Teilen gepachtet hatte. Es handelte sich um den Halbmeierhof ass. 7 mit seinem herrschaftlich wirkenden großen Wohnhaus, das Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut worden war (heute Hamelner Straße 34). Zum Zeitpunkt, als Philippson den Hof pachtete, war dieser möglicherweise nicht bewirtschaftet.

 
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Kemnade war als Ort zu arm, um einem Großhändler ein Betätigungsfeld zu bieten. Gegenüber der Landarbeit ging die Handelstätigkeit von Isaak Philippson mit der Zeit immer mehr zurück. Für das Jahr 1828 hören wir, dass die Vermögensumstände der Familie nicht bedeutend seien.

Kemnade
Das Haus von Isaak Leiffmann Philippson,
Hamelner Straße 34

Im August 1831 hatte Isaak Philippson sein Ziel erreicht, den Hof kaufen zu dürfen. Er erhielt die Genehmigung, größere Teile des Hofes für seinen ältesten Sohn Leiffmann (=Liebmann) zum Preis von 4.135 Talern zu erwerben. Als Jude musste Isaak einen Revers unterschreiben, dass der Hof bei Fehlbewirtschaftung sofort zu versteigern wäre. Eine Rückgabe hätte ihm also hohe Verluste gebracht.

Um den Verkauf hat es in Kemnade damals harte Auseinandersetzungen gegeben. Der Ortsvorsteher Friedrich Pieper ließ sich zu einem über acht Seiten langen böswilligen, antisemitischen Schreiben (vom 29. Mai 1832) hinreißen. Der Verkauf eines Hofes an einen Juden habe letztlich eine jüdische "Oberherrschaft" zum Ziel. Man müsse froh sein, "wenn die Juden die Höfe kaufen, und die Christen auswandern, welche den Juden nicht unterthan sein wollen."

Wegen der "Bemeierung" seines 1805 geborenen Sohnes Leiffmann hatte der Vater gegenüber der zögernden Behörde erklärt, dass dieser bewusst Bauer werden wolle. Auf dem "gewöhnlichen Erwerbsweg" der Juden lägen Vorurteile. Deswegen wolle er den Beruf des Kaufmannes "mit dem solideren Stande des Ackermannes" vertauschen. Die Familie habe "Verfolgungen und Trübsale" hingenommen, um "treu und fest an dem ererbten uralten Glauben ihrer Väter" festzuhalten.

Sich der Bewirtschaftung eines Hofes zuzuwenden, war damals für einen Landjuden eine ganz erstaunliche und auch singuläre Entscheidung. Isaak machte sich mit seiner Begründung die Argumentation der aufgeklärten Reformer zu eigen und bewies wohl auch einen erheblichen Willen zur Assimilation. Leider haben wir keine genaueren Informationen über die Art und Weise, wie Isaak und sein Sohn Liebmann den Hof bewirtschafteten.

 
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Die Eheleute Isaak und Sprinz Philippson hatten vierzehn Kinder, die in den Jahren von 1805 bis 1822 zur Welt gekommen waren. So groß soll der Haushalt gewesen sein, dass oft mit 26 Personen mittags zu Tisch gegessen wurde. Die Ehefrau Sprinz sei fleißig, brav, hilfsbereit und wohltätig gewesen. Der Spruch, der auf ihrem in der nationalsozialistischen Zeit beseitigten Grabstein gestanden hat, ist aufbewahrt worden.
 

"Hier ruht
zu einem besseren Leben
die durch Tugend und Biedersinn ausgezeichnete
Frau Sprinz Philippson,
Mutter von 14 Kindern,
die sie zu Tugend und Gottesfurcht erzog.
Sie war geboren im August 1779 und
ging in die Gefilde der Ewigkeit am 3. November 1843."

 
Unter den vierzehn Kindern der Eheleute waren acht Töchter. Das bedeutete eine gewaltige Bürde für die Familie, denn Töchter mussten für die Ehe mit einer Mitgift ausgestattet werden. Fünf der Töchter heirateten (nach Gronau, Lüthorst, Peine, Paderborn und noch einmal Lüthorst), eine weitere starb früh, von zwei weiteren wissen wir nichts als ihre Geburt. Auch die meisten Söhne verließen Kemnade und machten sich an anderen Orten selbständig.

Nicht nur durch die Hinwendung zur Landwirtschaft, sondern noch in einer anderen Hinsicht war die Familie Philippson ausgezeichnet und zeigte ihren Willen zur Teilhabe an der Gesellschaft. Sie schickte zwei ihrer Söhne auf das Gymnasium in Holzminden und anschließend zum Studium der Medizin nach Göttingen. Seit dem 17. Jahrhundert durften die Juden Medizin studieren. Die medizinische Laufbahn war damals neben der Auswanderung die einzige Möglichkeit, aus dem eng begrenzten Spektrum der den Juden gestatteten Berufe auszubrechen.

Moses, als fünftes Kind der Eheleute 1810 geboren, war von 1822 bis 1830 höherer Schüler in Holzminden. Von ihm heißt es, dass "kürzlich ein junger Israelit, weil er sich gut beträgt und sein Vater bei nicht bedeutenden Vermögensumständen 14 Kinder hat, mit dem Schulstipendium unterstützt worden ist." Das Stipendium, mit dem ein Platz im Internat in Holzminden verbunden war, speiste sich aus kirchlichen Quellen, und seine Vergabe an einen Juden war tatsächlich "einmalig". Moses war wohlgemerkt nicht zum Christentum konvertiert. Nach Abschluss der Schule studierte er Arzneiwissenschaft in Göttingen (immatrikuliert am 11. Mai 1830) und verstarb im Jahre 1831 unter nicht bekannten Umständen in Göttingen.

 
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Noch einen zweiten Sohn, den 1817 geborenen Abraham, ließen Isaak und Sprinz Philippson die höhere Schule besuchen. Abraham war wie sein Bruder Schüler am Gymnasium in Holzminden und anschließend Student der Medizin in Göttingen (immatrikuliert am 1. Mai 1837). Abraham wanderte 1842 nach Amerika aus.

Bei den Einwohnern Kemnades hat sich die Erinnerung bewahrt, dass am Wohnhaus der Philippsons sich damals ein kleiner Anbau zur Feier eines wichtigen jüdischen Festes, nämlich des Laubhüttenfestes (Sukkot), befunden hat. An Sukkot, einem der großen jüdischen Wallfahrtsfeste, leben die Juden die unsichere, ganz von Gott abhängige Existenz während der Wüstenwanderung nach. Eine Woche lang wohnt die Familie deswegen in einer Laubhütte mit offenem Dach. Das hölzerne Gerüst für diese Laubhütte ließen Philippsons offenbar das Jahr über stehen. Die Familie hat, wie wir schon oben erfahren hatten, den Bezug zum Glauben der Väter gewahrt, obwohl sie gleichzeitig sich um eine Öffnung zur christlichen Gesellschaft bemüht hat.

Sprinz Philippson starb am 3. November 1843, ihr Ehemann Isaac am 19. August 1847. Offenbar ist der eigentliche Besitzer des Hofes, der älteste Sohn Liebmann, früh gestorben. Denn bereits um das Jahr 1850 verkaufte der nach Gandersheim verzogene zweitälteste Sohn Salomon den Hof an Georg Kather aus Brökeln. Damit war das Experiment einer jüdischen Landwirtschaft früh beendet. Die Familie Philippson ist nach 1857 in Kemnade nicht mehr nachzuweisen.

Am 7. Dezember 1857 wird in Kemnade David Philippson geboren, ein Enkel von Isaac und Sprinz. Die Namen seiner Eltern und zu welcher Zeit David Kemnade verlassen hat, wissen wir nicht. Der letzte Wohnort von David Philippson war Frankfurt am Main. Von dort wurde er im Jahre 1942 im Alter von 84 Jahren nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 23. September 1942 - die letzte Spur einer großen Familie.

 
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Familie Katzenstein

Der Name Katzenstein, den diese Familie sich in der französischen Zeit zugelegt hat, hat eine besondere religiöse Bedeutung. Katz ist eine Zusammenfassung von hebräisch "cohen zadik", "gerechter Priester". Die Familie gehörte dem Stamme der Priester an, der sich bis auf Aaron zurück führen lässt. Auf den Grabsteinen der Männer erscheint stets das Symbol des priesterlichen Segensgrußes, die beiden erhobenen Hände mit den gespreizten Fingern. Die besondere Heiligkeit dieses Personenkreises hat sich darin bewahrt, dass die Kohanim (=Priester) einen Friedhof nicht betreten dürfen, weil ein Friedhof als Ort der Toten stets auch ein Ort der kultischen Unreinheit ist. Mitglieder der "cohanim" tragen Familiennamen wie Cohn, Cohen, Katz, Katzenstein u.a.m.

Den Ursprung dieser für Kemnade wichtigen Familie finden wir in dem 1778 geborenen Salomon Katzenstein, der 1796 die Ehe mit Blümchen Nussbaum (1779-1841) einging. Von den sechs Kindern gelang es zweien der fünf Söhne, einen Hausstand in Kemnade zu gründen.

Der Drittgeborene, Joseph Katzenstein (geb. 1807), heiratete Marianne Steg. Von den vier Kindern der Eheleute Joseph und Marianne Katzenstein – sämtlich Töchter – trat eines, Julchen (1840-1907), zum protestantischen Glauben über und heiratete den Bäckermeister Nettelmann in Lauenau. Hier war jedoch nicht das Drängen des Pfarrers Grund für den Glaubenswechsel, sondern die Existenz eines unehelichen Kindes. Trotz dieses Kindes musste die Hochzeit solange warten, bis die Jüdin getauft war. Zwei Wochen später konnte dann im Hause der Eltern des Bräutigams (!) geheiratet werden.

Levi Katzenstein (1811-1880), der viertgeborene Sohn, ging 1846 die Ehe mit Betti Bach (1818-1888) aus Hehlen ein. Von Beruf war er Schlachter. Unter dessen fünf Kindern war nur ein Sohn (geb. 1855), der nach seinem Großvater mütterlicherseits Kalm genannt wurde. Im deutschen Sprachgebrauch wurde daraus das ähnlich klingende Karl. Dieser Karl Katzenstein war Kaufmann zu Kemnade. Er besaß ein Haus und lebte noch 1888 in dem Ort seiner Geburt, um dann nach Bodenwerder zu ziehen. Mit ihm verließ der letzte Träger des Namens Katzenstein und zugleich der letzte Einwohner jüdischen Glaubens den Ort.

Klara Kühn kommt am 22. Dezember 1886 als Tochter von Karl und Friederike Katzenstein in Kemnade zur Welt. Sie heiratet Hermann Kühn in Hannover. Die letzte Anschrift der Eheleute ist Frankfurt am Main, Feldbergstraße 29. Am 19. Oktober 1941 werden die beiden nach Lodz deportiert und sind dort verschollen.

 
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Familie Breitenstein

Angehörige der Familie Breitenstein lebten auch in Halle und Kirchbrak, die in Halle über den langen Zeitraum von 1789 bis 1923.

Philipp Breitenstein (1801-1850) beantragte 1830 eine Konzession als Knochenhauer. Weil sein Vater sie hatte und der vor einiger Zeit gestorben war, wurde dies ohne Umstände genehmigt. Der junge Mann lebte mit Mutter und zwei Schwestern in Kemnade.

Im selben Jahr ging er die Ehe mit Helene Breitenstein (1802-1854) aus Halle ein. Sie war eine Tochter von Philipp Feis Breitenstein und eine Schwester von Samuel und Gumpel, die wir ebenfalls aus Halle kennen. Obwohl die Verwandtschaftsbeziehungen zum Halleschen Zweig der Breitensteins nicht zu klären sind, liegt hier mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ehe unter nahen Verwandten vor. Bei dem begrenzten Heiratsmarkt der Juden war eine Heirat zwischen Cousin und Cousine nichts Seltenes.

Philipp Breitenstein war Hausbesitzer in Kemnade, was wir deswegen erfahren, weil er Stolgebühren zahlen musste. Auf seine Beschwerde hin wurde 1864 durch das Konsistorium klargestellt, dass die Stolgebühr eine "indirekte Gehaltsanweisung" zugunsten der örtlichen Kirchenleute sei, die nach altem Herkommen auf allen Häusern lag, ob sie nun von Christen oder von Juden bewohnt waren. Das Konsistorium räumte ein, dass die Zahlungen "nach und nach" aufhören sollten, soweit nichtprotestantische Glaubensangehörige betroffen waren. Vorläufig aber wollte man die traditionelle "Observanz" noch einhalten.

Marcus Breitenstein, ein Sohn von Philipp und Helene, ging im Zeitraum 1866-1868 nach Holzminden und wurde am neuen Wohnort Bahnhofsarbeiter, später Weichensteller. Das ist nicht nur ein Hinweis zum Thema Landflucht, sondern auch ein seltener Beleg dafür, dass ein Jude Arbeiter wurde. Gerade das Landjudentum verharrte in seinem beruflichen Spektrum auch in Zeiten der Gewerbefreiheit unbeirrt im kaufmännischen Bereich. Zionistische Ansätze wurden hier, als sie bei jugendlichen städtischen Juden der Weimarer Zeit Mode wurden, streng abgelehnt.

 
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Weitere Familien

In Kemnade lebten weitere jüdische Familien, etwa drei Generationen der Schlachterfamilie Kriegesheim (auch Kriegesbein), die wir auch in Kirchbrak antreffen, zwei Generationen der Familie Levi Klingenthal (1833 ist Levi Klingenthal hilfsbedürftig und bekommt von der Gemeinde Brennholz).

Im Durchschnitt waren die jüdischen Familien Kemnades arm. An Berufen überwogen die Schlachter. Die Tendenz zur Landflucht zeichnete sich in Kemnade früh ab. Nach 1888 hat die letzte jüdische Familie den Ort verlassen.

 
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Die Namen der Opfer

 

Klara Kühn

wurde als Tochter der Eheleute Karl und Friederike Katzenstein am 22. Dezember 1886 in Kemnade geboren. Ihr Ehemann war Hermann Kühn (geb. 10. August 1881 in Hannover). Klara Kühn wohnte zuletzt in Frankfurt am Main in der Feldbergstraße 29.
Aus Frankfurt wurde sie am 19. Oktober 1941 in das Ghetto Lodz deportiert und ist dort verschollen.

 

David Philippson

wurde am 7. Dezember 1857 in Kemnade geboren. Er wohnte zuletzt in Frankfurt am Main.
Von Frankfurt aus wurde er im Jahre 1942 in das Altersghetto Theresienstadt deportiert und starb dort im Alter von 84 Jahren wenige Wochen nach seiner Ankunft am 23. September 1942.

 
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Literatur

Gelderblom, Bernhard: Jüdisches Leben im mittleren Weserraum zwischen Hehlen und Polle. Von den Anfängen im 14. Jahrhundert bis zu seiner Vernichtung in der nationalsozialistischen Zeit. Ein Gedenkbuch, Holzminden 2003

 
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