Presse

 

Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg

Von Verführten und Handlangern des Regimes - 17.05.2010
Minister besucht Bückeberg – und zerstreut Bedenken - 02.12.2009
NS-Parallelen: Nürnberger blicken auf den Bückeberg - 26.11.2009
Bückeberg – der Denkmalschutz rückt näher - 01.10.2009
Symposium zum Bückeberg tagt im September - 25.06.2009
Inszenierte Verführung - 03.11.2007

 

 

(DEWEZET vom 17. Mai 2010)

Von Verführten und Handlangern des Regimes

Von Christian Branahl

Hameln-Pyrmont. Theatralischer hätten die Schilderungen nicht sein können, als die Rattenfängerschar 1933 Adolf Hitler in Rohrsen bei seiner Anreise begrüßt. Reichserntedankfest auf dem Bückeberg in Hagenohsen, Hunderttausende sind gekommen, um im Jahr eins des Nationalsozialismus bei der Propagandaveranstaltung dabei zu sein. „Ein herrliches Bild“, schreibt damals der Chronist der Deister- und Weserzeitung. Und die Spielschar kommt ganz dicht an Hitler heran, zu Zeiten, als sich noch keiner vorstellen kann, dass Deutschland eine Diktatur bevorsteht, die in das furchtbare Geschehen von Terror und Weltkrieg mündet. „Eines der als Ratten verkleideten Kinder wird dem Führer hochgereicht, der das Kind in seine Arme nimmt, während sein Gesicht in herzlicher Freude erstrahlt“, heißt es in der Zeitung.

Bückeberg
Geboren in Gellersen, begraben in Gellersen
– eine fast unbekannte deutsche Nazi-
Karriere. August Heißmeyer, der direkt
Heinrich Himmler unterstand.

Das Weserbergland rückte mit diesem Staatsfeiertag in den Mittelpunkt Deutschlands. Die Macht der Bilder, die in das Reich gingen – Propagandaminister Joseph Goebbels konnte zufrieden sein. Unter dem späteren Nazi-Stararchitekten Albert Speer hatte der Arbeitsdienst mit bis zu 1800 Männern den Abhang des Bückeberges im Gebiet der heutigen Gemeinde Emmerthal innerhalb weniger Monate zum Festplatz umgestaltet, der in seinen Grundzügen noch in heutiger Zeit zu erkennen ist. Zunächst provisorisch, dann mit den Jahren immer ausgefeilter. 450 000 Teilnehmer kamen zur Festpremiere. Und die Zeitung schreibt: „Aus dem Dunkel der Nacht kommt des Führers Stimme, tausendfältig verstärkt durch die Großlautsprecher, klar und deutlich, markant und eindringlich hinauf zur Tribüne. Ein überwältigender Eindruck, ein packendes Erleben, diese mahnende Stimme in der Nacht, die doch aus dem Licht kommt und vom Lichte spricht.“

Eine Region in Jubelstimmung – das ist vielen Menschen vor Ort noch nach dem Krieg in verklärter Erinnerung geblieben. Der Festplatz 1933 mit 1400 Fahnen, die auf 100 Kilometer mit Girlanden geschmückten Straßen, die Besuchermassen, die Euphorie. Bis 1937, dem letzten Fest zu Ehren des Bauernstandes, übersteigt die Teilnehmerzahl auf dem immer weiter perfektionierten Festplatz die Millionengrenze.

Was den wenigsten Einwohnern bewusst war und bis heute ist: Der Bückeberg mit dem Reichserntedankfest dürfte gleichbedeutend einzuschätzen sein wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und das Tempelhofer Feld, der Ort der Feiern zum 1. Mai. Die inszenierte Volksgemeinschaft, wie Experten bei einem Symposium im vergangenen Jahr zum geplanten Denkmalschutz für den Bückeberg weiter feststellten, wollten die Machthaber zelebrieren. Fast ging in den dreißiger Jahren unter, dass die Nazis dabei trotz der Versailler Verträge nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg gleichzeitig die wieder erstarkte Militärmacht demonstrierten. „Ein Blick in die Schlacht der Zukunft“, überschrieb 1935 die Deister- und Weserzeitung die Truppenübungen.

„Es geht darum, den Bückeberg in seiner damaligen Wirkung zu entzaubern, ihm die Faszination zu nehmen und einen unbefangeneren Umgang mit dem Ort zu ermöglichen“, fordert Dr. Habbo Knoch, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, bei dem Symposium eine wissenschaftliche Aufarbeitung. Wie viele andere Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges, waren die Reichserntedankfeste verdrängt – oder verklärt. Der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom ist es, der nicht nur den Opfern dieser verhängnisvollen Jahre Namen gibt, der über die Zwangsarbeiter und die Geschichte der Juden im Landkreis akribisch recherchiert. Mit Nachdruck setzt Gelderblom sich gleichzeitig für den Denkmalschutz am Bückeberg ein – und scheint nunmehr kurz vor dem Ziel zu stehen. Im zuständigen Ministerium in Hannover wollen sich die Verantwortlichen dem nicht mehr verschließen. Immerhin: Lange Zeit beanspruchte die Gemeinde Emmerthal das historisch belastete Areal als mögliches Baugebiet.

„Ein Volk dankt seinem Verführer“ lautet der Untertitel einer Ausstellung, mit der Gelderblom die Ereignisse der Reichserntedankfeste dokumentiert. Doch: Längst sind es nicht nur die Verführten gewesen oder die Mitläufer, die ebenso in den heimischen Ämtern und Parteizentralen des Landkreises das Gedankengut der Nationalsozialisten umsetzten. Nahezu unbekannt geblieben ist zum Beispiel August Heißmeyer, willfähriger Handlanger im Faschismus, der bis zum General der Waffen-SS aufstieg und direkt Heinrich Himmler unterstand. 1897 im heutigen Aerzener Ortsteil Gellersen geboren, dort auch nach seinem Tod 1979 im Süddeutschen, wo er zunächst nach dem Krieg untergetaucht war und später lebte, auf dem Friedhof begraben. Eine Nazikarriere, über die heute letzte Zeitzeugen nicht gerne öffentlich sprechen. Heißmeyer, 1925 bereits den Nationalsozialisten beigetreten und seit 1930 Mitglied der SS, stieg mit rasantem Tempo auf. 1933 zog er als Abgeordneter in den Reichstag, als Chef des SS-Hauptamtes übernahm er 1935 eine Schlüsselposition in der Organisationsstruktur in dem militärischen Verband der nationalsozialistischen Partei. Im November 1936 folgte die Ernennung zum SS-Obergruppenführer und zum „Inspekteur der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ – später war er dabei für die militärische Ausbildung der Schüler verantwortlich. Die spätere Elite des Führers sollte herangezogen werden.

Heißmeyer, der offenbar regelmäßig seinen Geburtsort Gellersen besuchte, heiratete 1940 die Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink. Sie hatte das höchste Amt inne, welches die Nationalsozialisten einer Frau übergeben hatten. Ließ der SS-Mann bei seinen Besuchen durchblicken, welche Aufgaben er erfüllte – beispielsweise seit November 1939 für ein gutes halbes Jahr als stellvertretender Inspektor der Konzentrationslager und der „Verstärkten Totenkopfstandarten“? Oder erzählte er von seinem Neffen, dem Arzt Kurt Heißmeyer, der Menschenversuche im KZ Neuengamme durchführte?

Das Ehepaar – Heißmeyer war noch 1944 zum General der Waffen-SS aufgerückt – konnte sich in den letzten Kriegstagen in Berlin durch die russischen Linien schlagen. Dann tauchte es unter – unter falschem Namen in Bebenhausen bei Tübingen. Erst 1948 wurde Heißmeyer erkannt und von der französischen Besatzungspolizei verhaftet. Bei der Entnazifizierung wurde er als Hauptschuldiger eingestuft und zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.

Auch wenn es dazu keine Dokumente gibt: In Gellersen hält sich aus Gesprächen mit dem Nazi-Verbrecher nach wie vor die Erinnerung daran, dass August Heißmeyer sich dafür eingesetzt hatte, die Reichserntedankfeste am Bückeberg auszurichten. Historiker Bernhard Gelderblom hat bei seinen Forschungen keine schriftlichen Quellen gefunden, aus denen die Gründe für die Auswahl des Bückeberges deutlich werden. Letztendlich spielt es aber keine wesentliche Rolle, wer der Ideengeber war. „Der Propagandaminister plant und gestaltet das Fest – als ein Instrument der Propaganda“, sieht Gelderblom hier in Goebbels die Hauptfigur. Vordergründig ein Fest des Landvolks, bildete das Reichserntedankfest in Wahrheit die Kulisse für die Selbstinszenierung des Regimes und die Massenverführung. Gelderblom: „Es diente der Einschwörung der Bevölkerung auf die Ziele des Regimes und damit der Vorbereitung des Krieges.“ 

 
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(DEWEZET vom 2. Dezember 2009)

Minister besucht Bückeberg – und zerstreut Bedenken

Emmerthal (cb). Für den geplanten Denkmalschutz am Bückeberg als früheren Schauplatz der NS-Reichserntedankfeste zeichnet sich ein Konsens ab. Der für den Denkmalschutz zuständige niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann (CDU), zerstreute gestern bei einem Gespräch mit politischen Vertretern der Gemeinde in Emmerthal Bedenken, dass dieser Schritt größere Folgen haben könnte. Der Minister bezeichnete es als großes Missverständnis, dass die Aufnahme des Areals in die Denkmalschutzliste zwingend Konsequenzen nach sich ziehen könnte wie eine Gedenkstätte am Bückeberg. "Das ist nicht der Fall", sagte Stratmann, der auf Einladung der heimischen Landtagsabgeordneten Ursula Körtner (CDU) ins Rathaus gekommen war und anschließend den Bückeberg besichtigte, wo in der NS-Zeit in den dreißiger Jahren bis zu über einer Million Menschen bei den Propagandaveranstaltungen der Nationalsozialisten Hitler feierten.

Bückeberg

Dass dieses Areal "historisch bedeutsam ist, bestreitet niemand", sagte der Minister auch unter Hinweis auf ein Symposium mit Wissenschaftlern im Oktober in Hannover. Dies sei nicht im positiven Sinne gemeint, sondern zeige auf, dass das Gelände in Emmerthal für die NS-Zeit ähnlich bedeutsam sei wie das der Reichsparteitage in Nürnberg. Zum Denkmalschutz gebe es keine Alternative – "sonst würden wir uns in der bundesweiten Wissenschaft lächerlich machen", warnte Stratmann vor einer negativen Debatte, die weit über die Landkreisgrenzen hinausgehen werde.

Die Aufnahme des Bückeberges in die Denkmalschutzliste bedeute nicht, die Tribünen oder Fahnenmasten wieder aufzubauen. Es würde nichts getan, "was den Ängsten der Einwohner Vorschub leistet oder rechtsradikale Kräfte anlocken könnte", bekräftigte der Minister. Gegen niederschwellige Angebote wie Hinweistafeln oder aber eine Ausstellung zum Thema in einem Museum der Region wäre nichts einzuwenden, so Stratmann. In seiner Begrüßung hatte Bürgermeister Andreas Grossmann dem Minister für seinen Besuch in Emmerthal gedankt. Es gehe darum, das "für uns recht brisante Thema" nicht nur von der wissenschaftlichen Seite, sondern auch von der menschlichen Seite vor Ort aus zu betrachten. Grossmann bat den Minister zum Abschluss, seine Äußerungen besonders mit Blick auf den Verzicht auf eine Gedenkstätte schriftlich zu dokumentieren – was dieser auch zusagte.

Von den Vertretern der Politik gab es gestern keinen größeren Widerspruch zu den Aussagen von Stratmann. Mit aller Sorgfalt müsse über die weiteren Schritte beraten werden, sagte Ursula Körtner, die sowohl auf die Bedenken der Einwohner eingegangen war, aber auch dem Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom für seine "Arbeit wider das Vergessen" zum Thema Bückeberg gedankt hatte. Die Abgeordnete fasste den Ministerbesuch zusammen: "Ich denke, wir haben einen Konsens, den man der Bürgerschaft gut vermitteln kann."

 
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(DEWEZET vom 26. November 2009)

NS-Parallelen: Nürnberger blicken auf den Bückeberg

Emmerthal/Nürnberg (cb). Kaum ein anderer Ort ist so eng mit der NS-Zeit verstrickt wie Nürnberg, von den Nationalsozialisten zur "Stadt der Reichsparteitage" erhoben. Baulich wie auch durch Veranstaltungen riesigen Ausmaßes setzte sich das NS-Regime dort in Szene, versuchte dadurch, das ganze Volk für sich zu vereinnahmen. Daran erinnert in Nürnberg das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Es widmet sich derzeit der Geschichte der Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg in Emmerthal mit den von Bernhard Gelderblom zusammengetragenen Dokumenten und Zeitzeugnissen. Der Grund: Das Propagandafest am Bückeberg sei "ein eindrucksvolles Beispiel für die Verführungsgewalt des Regimes, die wie in Nürnberg nur eine andere Form gewalttätiger Politik war", so erläutert es das Dokumentationszentrum. "Und so begrüßen wir die Initiative von Herrn Gelderblom, weil wir damit die Ausmaße des ,NS-Feierjahrs‘ auch in anderen Teilen des früheren Deutschen Reichs darstellen können", meint der Leiter des Dokumentationszentrums, Hans-Christian Täubrich. "Das Echo des zahlreichen Publikums schon bei der Eröffnung hat gezeigt, dass es hierfür ein breites Interesse gibt."

Gelderblom-Taeubrich
Plakate zu den Reichserntedankfesten zeigen hier im
Dokumentationszentrum in Nürnberg Bernhard Gelderblom (rechts)
und Hans-Christian Täubrich. Foto: Gerullis/Nürnberger Nachrichten

Den Nürnbergern bleiben die aktuellen Diskussionen in Emmerthal um den umstrittenen Denkmalschutz für den Bückeberg nicht verborgen. Aber auch bei diesem Thema gibt es Parallelen zwischen beiden Orten. "Die Zögerlichkeit im Umgang mit der eigenen Geschichte das 20. Jahrhunderts betreffend, ist ja beileibe nichts spezifisch Ortstypisches", erinnert Täubrich daran, dass in Nürnberg der Umgang mit der NS-Zeit ebenfalls sehr schwierig war. "Hier hat es immerhin 55 Jahre gedauert, bis es soweit war", verweist er auf die Eröffnung des Dokumentationszentrums im Jahre 2001 durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau auf dem heute noch vier Quadratkilometer großen ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Inzwischen habe es sich zu einem international anerkannten Forum entwickelt, dessen zentrale Themen die Funktion der propagandistischen Motivationsmaschinerie sowie die Ursachen und Folgen der verbrecherischen Machtausübung des NS-Staates sind. Rund 185 000 Besucher wurden allein im vergangenen Jahr verzeichnet. Angesprochen auf die Situation in Emmerthal, stellt der Leiter des Zentrums fest: "Wir vergeben uns nichts angesichts der nachhaltigen Wirkung der Ereignisse des 20. Jahrhunderts, wenn wir an den wichtigen Orten, an denen sich Geschichte noch dingfest machen lässt, auf diese aufmerksam machen", so Täubrich. "Man muss deshalb nicht alle diese Stätten rekonstruieren; aber eine sachliche Auseinandersetzung und eine objektive Information sind wir denen schuldig, die daran vorbeikommen."

In der nächsten Woche ist übrigens der für den Denkmalschutz zuständige Landesminister Lutz Stratmann zu Gast in Emmerthal, um mit der Politik über das Thema zu sprechen. Die Ausstellung von Bernhard Gelderblom ist bis März in Nürnberg zu sehen.

 
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(DEWEZET vom 1. Oktober 2009)

Bückeberg – der Denkmalschutz rückt näher

Emmerthal/Hannover (cb). Der Bückeberg in Emmerthal, Veranstaltungsort der Reichserntedankfeste als Propagandaveranstaltung der Nationalsozialisten soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Das bekräftigten mehrere Experten bei einem Symposium in Hannover auf Einladung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, die oberste Denkmalbehörde des Landes ist. Allerdings: Am Zustand des Geländes, für die Reichserntedankfeste nach Plänen des NS-Architekten Albert Speer gestaltet, soll sich nichts ändern. Das betonten die Teilnehmer vor den Gästen aus Emmerthal, darunter Bürgermeister Andreas Grossmann und Vertreter der Politik. Minister Lutz Stratmann hatte in einem Grußwort das Symposium als Einladung zum Dialog verstanden. Es solle nichts über die Köpfe der Entscheidungsträger vor Ort hinweg gemacht werden. Doch, so der Minister: "Es ist an der Zeit, jetzt in der Frage einer Denkmalausweisung des Bückeberges auf einer gesicherten Grundlage weiterzukommen."

Denn das Ziel bleibt gesteckt, wie Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, zu verstehen gab: "Es bleibt aus fachlicher Sicht keine andere Möglichkeit, als den Bückeberg als Kulturdenkmal unter Schutz zu stellen." Er verwies darauf, dass das Gelände in Hagenohsen fast in vollem Umfang erhalten sei. "Die geschichtliche Bedeutung der Reichserntedankfeste als eine der großen Festveranstaltungen der Nationalsozialisten ist unbestritten", sagte Dr. Winghart.

Reichserntedankfeste als Inszenierung

Die Referenten, darunter Bernhard Gelderblom, verdeutlichten in ihren Beiträgen die historische Bedeutung des Bückeberges, auf dem die Nationalsozialisten in den Jahren 1933 bis 1937 die Volksgemeinschaft inszeniert hatten, wobei bis zu über einer Million Menschen den Führer feierten. Die Experten waren sich einig: Der Bückeberg sei vom Rang her gleichbedeutend mit dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und dem Tempelhofer Feld, dem Ort der Feiern des 1. Mai in Berlin. In weiteren Referaten ging es um die Voraussetzungen für den Denkmalschutz, aber auch um die Frage, wie andere Kommunen mit Orten umgehen, bei denen es nicht um Opfer, sondern um Täter und "Zuschauer" gehe. Kirsten John-Stucke stellte deshalb das Beispiel Wewelsburg bei Paderborn vor, die von Heinrich Himmler als Reichsführer der SS zum ideologischen Zentrum der Schutzstaffel ausgebaut werden sollte. Die stellvertretende Leiterin des Kreismuseums machte gleichzeitig deutlich, wie mit rechten Kreisen, angelockt durch die Germanenmystik der Burg, umgegangen wurde. Ein offensiver Umgang mit dem Thema hat dort die Probleme mit Neonazis nahezu beseitigt.

Für die Vertreter der Gemeinde war es zunächst wichtig, überhaupt in die Diskussion einbezogen zu werden. Bürgermeister Grossmann sprach von großen Vorbehalten in der Gemeinde, da ein Dokumentationszentrum am Bückeberg befürchtet werde, es in Emmerthal Sorge gebe vor rechten Kreisen, die diesen Ort für sich entdecken könnten. Er erinnerte daran, wie das ehemalige Kino in Hameln, in Besitz des NPD-Mannes Jürgen Rieger, zuletzt "mit Flaggen zugepflastert" gewesen sei. "Das lässt uns schon schaudern", meinte Grossmann. Er hoffe, dass das Land nach dem Symposium mit klaren Aussagen auf die Gemeinde zukomme. Einige Hinweistafeln und die Zusicherung, dass keine Fundamente ausgegraben werden – "die Diskussion dürfte am Ende ruhiger werden", meinte der Bürgermeister.

Skepsis äußerten weitere Emmerthaler, die am Symposium teilnahmen, allen voran Fritz Saacke und Wolfgang Jürgens. Beruhigend zumindest fand Dr. Ekkehard Lohmann das Ergebnis der Diskussionen: "Denkmalschutz bedeutet also nicht, ein Denkmal zu errichten. Da sind wir schon einen Schritt weiter." Und um es plastischer auszudrücken, legte Jürgen Lohmann nach, ob die Fläche weiterhin landwirtschaftlich genutzt und im Winter Schlitten gefahren werden dürfe – was von den Experten ausdrücklich bejaht wurde. Jürgen Lohmann selbst konnte sich gut eine Ausstellung über die Erntedankfeste auf dem Boden der Gemeinde vorstellen.

Eine systematische Erforschung des Bückeberges forderte Prof. Dr. Inge Marszolek von der Universität Bremen. Während andere Orte stärker die Opfer in den Blick nehmen würden, könnte dort ein anderes Phänomen dargestellt werden: Wie die Nationalsozialisten es geschafft hätten, die Volksgemeinschaft zu inszenieren, gleichzeitig durch die damit verbundenen Gefechtsübungen versucht hätten, Akzeptanz für die zunehmende Militarisierung zu bekommen. Und dies sei propagandistisch genutzt worden. "Die Bilder wirken weiter in der Form, wie sie vom NS-Regime gewünscht waren", so Marszolek. Sie empfahl, über einen "Geschichtspfad" auf dem Gelände nachzudenken.

Weitere Schritte werden folgen

"Es geht darum, den Bückeberg in seiner damaligen Wirkung zu entzaubern, ihm die Faszination zu nehmen und einen unbefangeneren Umgang mit dem Ort zu ermöglichen", sagte Dr. Habbo Knoch, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Dabei handele es sich um einen wichtigen historischen NS-Ort, bei dem noch nicht alle Facetten beleuchtet seien. Das Symposium könne zeigen, dass es Erfahrungen gebe mit vielen unbequemen Orten. Der Denkmalschutz bedeute nichts anderes, als das Gelände in seinem bisherigen Zustand zu erhalten. "Was dann folgt, muss in weiteren Schritten beraten werden", sagte Dr. Knoch.

"Als oberste Denkmalschutzbehörde des Landes wollen wir die Bürger Emmerthals und ihre Bedenken nicht einfach übergehen, sondern zielen auf eine Entscheidung im Konsens mit ihnen", so Minister Stratmann, der im Anschluss an die Veranstaltung erklärte: "Dazu hat unser Experten-Symposion unter Beteiligung lokaler Entscheidungsträger einen wichtigen Beitrag geleistet." Durch den sachlichen Dialog hätten Bedenken ausgeräumt werden können, dass die Ausweisung als Denkmal negative Folgen für Emmerthal mit sich bringe. Stratmann: "Ich bin sehr optimistisch, dass wir diesen Weg des Konsenses weitergehen und damit der geschichtlichen Bedeutung des Bückebergs wie auch den Interessen der Gemeinde Rechnung tragen."

 
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(DEWEZET vom 25. Juni 2009)

Symposium zum Bückeberg tagt im September

Emmerthal (cb). Ein Experten-Symposium zur möglichen Denkmaleigenschaft des Bückeberg-Geländes in Emmerthal, auf dem die Nationalsozialisten die Reichserntedankfeste ausgerichtet hatten, ist für den 30. September terminiert. Das bestätigte gestern Kurt Bernhard Neubert, Sprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, auf Nachfrage unserer Zeitung. "Wir möchten in der Frage der Denkmalausweisung auf einer gesicherten Grundlage weiterkommen und in unsere Meinungsbildung auch die lokalen Entscheidungsträger einbinden", so Neubert.

Symposium

Nach langem Zögern hatte Minister Lutz Stratmann im Oktober vergangenen Jahres den Workshop und wegen der vor Ort nicht unumstrittenen Frage eine umfassende Prüfung angekündigt. "Die mögliche Aufnahme des Geländes in das Verzeichnis der Baudenkmale muss besonders sorgfältig erwogen werden, da auch Bedenken zu berücksichtigen sind", so teilte Stratmann, dessen Ministerium die oberste Fachaufsichtsbehörde für den Denkmalschutz ist, im Herbst mit. Der Minister, der die Massenaufmärsche zu den Reichserntedankfesten als ein wesentliches Element der frühen nationalsozialistischen Propaganda bezeichnet, meinte: "Um in dieser umstrittenen Situation die bestmögliche Lösung zu finden, sind wir mit Experten aus ganz Deutschland in Dialog getreten. Die Ergebnisse dieser Gespräche werden in die Entscheidungsfindung einfließen."

Gedenkstätte nicht vorgesehen

Die Reichserntedankfeste in Emmerthal gelten neben den Reichsparteitagen in Nürnberg als größte Massen- und Propagandaveranstaltung im Dritten Reich. In den Jahren 1933 bis 1937 waren dazu bis zu über eine Million Menschen nach Hagenohsen gekommen, um dort Adolf Hitler zu erleben. Der Bückeberg war dazu nach Plänen von Albert Speer zum Festplatz ausgebaut worden, der heute noch in seinen Grundzügen zu erkennen ist. Historikern geht es derzeit lediglich darum, durch den Denkmalschutz das Gelände in seinem jetzigen Zustand zu erhalten, eine Gedenkstätte oder ein Dokumentationszentrum sind nicht vorgesehen.

"Zu unserem Experten-Symposium werden wir einen Kreis von Fachleuten einladen, die das Bückeberg-Gelände vor dem Hintergrund eines über Niedersachsen hinausweisenden Maßstabs einordnen können", erläuterte jetzt der Ministeriums-Sprecher. Es gehe darum, die historische Bedeutung übereinstimmend zu bewerten und in den Kontext von Dokumentations- und Gedenkstätten in Deutschland einzuordnen. Damit solle das Symposium Empfehlungen erarbeiten, um den Ort als Kulturdenkmal nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz zu bewerten. Neubert: "Mithilfe von Experten, die langjährig in Gedenkstätten gearbeitet haben, wollen wir auch das Spektrum eines möglichen Umgangs mit Täterstätten und Opferstätten in Deutschland thematisieren."

Ausstellung kommt nach Nürnberg

Der Denkmalschutz für den Bückeberg – dort hatte die Gemeinde sogar bereits ein Baugebiet vorgesehen – ist schon seit mehreren Jahren in der Diskussion. Neue Aktualität bekam die Frage im vergangenen Jahr, als die Ausstellung des Hamelner Historikers Bernhard Gelderblom über die Reichserntedankfeste in Aerzen und damit nach langer Zeit wieder in der Region zu sehen war. Zuvor hatte die Dokumentation auf Einladung des Instituts für Zeitgeschichte (München) auch großes Interesse am Obersalzberg, Hitlers Feriendomizil und nach 1933 zum zweiten Regierungssitz neben Berlin ausgebaut, gefunden.

Die überregionale Bedeutung zeigt ebenso ein weiterer Termin. Ab November ist die Ausstellung über den Bückeberg im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zu sehen. Sie gilt dort bei den Historikern als "ein eindrucksvolles Beispiel für die Verführungsgewalt des Regimes, die wie in Nürnberg nur eine andere Form gewalttätiger Politik war", wie es heißt. Die Nürnberger Reichsparteitage und die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg seien Teile der "Propagandamaschinerie" gewesen, sieht Dr. Eckart Dietzfelbinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im seit 2001 bestehenden Dokumentationszentrum, Parallelen. Bei Choreografie und Inszenierung der Massenveranstaltungen habe es Ähnlichkeiten gegeben. Sie zählten zu den "großen Ereignissen im NS-Feierjahr". Ziel der Nationalsozialisten bei beiden Veranstaltungen, so Dr. Dietzfelbinger: Die Menschen sollten mit einer "Blut- und Bodenideologie" auf den Krieg eingeschworen werden. "Deshalb passt die Ausstellung über den Bückeberg hervorragend nach Nürnberg."

Im Vorjahr war die Ausstellung über die Reichserntedankfeste in Aerzen zu sehen. Vor einem Foto mit Hitler am Emmerthaler Bückeberg: Dr. Henning Haßmann vom Landesamt für Denkmalpflege (links) und Bernhard Gel-derblom. Ab November wird die Ausstellung bis März 2010 im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg gezeigt. Foto: cb

 
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(Berchtesgadener Anzeiger vom 3. November 2007)

Inszenierte Verführung

Berchtesgaden: Von 1933 bis 1937 wurde das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln gefeiert. In einer theatralisch-ästhetischen Inszenierung eines Gemeinschaftserlebnisses wurde vom NS-Regime versucht, die bäuerliche Landbevölkerung an sich zu binden. Das christliche Erntedankfest wurde dazu missbraucht, Hitler in den Mittelpunkt eines Festes zu stellen und sich selbst zu inszenieren. Große militärische Übungen dienten der Einschwörung der bäuerlichen Bevölkerung auf die Ziele des Regimes und damit auf die Vorbereitung auf den Krieg. Bernhard Gelderblom aus Hameln hat mit großer Eigeninitiative diese Ausstellung zusammengestellt, die nun als zweite Winterausstellung in der Dokumentation Obersalzberg gezeigt wird.

Zum zweiten Mal wurde eine Winterausstellung in dem neu geschaffenen Ausstellungsraum in der Bunkeranlage eröffnet. Albert Feiber von Institut für Zeitgeschichte betonte in seinen einleitenden Worten, dass mit einer Ausstellung in den weniger frequentierten Monaten ein Zusatzangebot geschaffen werden soll. »Jedes Jahr sollen so einzelne Aspekte der Dauerausstellung vertieft werden.« Heuer beschäftigt sich die Ausstellung mit dem Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln. »Faszination, Verführung und Gewalt sind die Schlüsselbegriffe der NS-Zeit. Der braune Kult bediente sich verschiedener Formen des christlichen Feierjahrs, um es durch ein NS-Feierjahr zu ersetzen.« Das Erntedankfest wurde zum Reichserntedankfest umfunktioniert, um mit diesem Fest des Landvolkes die Bauernschaft an Hitler zu binden.

Über den »Führerweg« auf den Bückeberg

Zusammengestellt hat die Ausstellung Bernhard Gelderblom. Der studierte Theologe und Historiker hat 30 Jahre lang als Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Hameln gearbeitet und sich seit seiner Jugend intensiv mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. In seinem Vortrag gab er einen interessanten Abriss des Ablaufes und der Organisation dieses nur wenig bekannten NS-Festes. Zum ersten Mal wurde es 1933 organisiert und bis 1937 jährlich gefeiert. Den Festplatz hatte Albert Speer als bäuerliches Volksfest gestaltet. »Speer hat zwei Tribünen aufbauen lassen, die durch einen 800 Meter langen Weg verbunden wurden. Er hat alles betont bäuerlich und schlicht gehalten«, erklärte Bernhard Gelderblom.
Frühmorgens begann der Aufmarsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bis zu einer Million Menschen hatten sich auf dem Bückeberg versammelt, um den Führer zu sehen. Das zentrale Ritual war der Weg von Hitler durch die Menschenmenge. Zuerst ging er hinauf zur oberen Tribüne, wo er die Erntedankkrone überreicht bekam. Der Weg wurde von Speer derartig angelegt, dass er etwas erhöht vielen einen guten Blick auf Hitler und seine Gefolgsleute erlaubte. Der Weg wird heute noch »Führerweg« genannt. »Mit wenigen Elementen hatte Speer einen Raum für die Massen geschaffen.« Fahnenstangen umsäumten das Gelände, um ein bäuerliches Volksfest in der Natur zu suggerieren. Mit Liedern und Volkstanzdarbietungen wurden die Menschen auf die Ankunft Hitlers vorbereitet. »Die Menschen erfuhren sich als Teil der Veranstaltung, erlebten sich in einer größeren Gemeinschaft und verfielen in einen Rausch beim Erscheinen Hitlers.«

»Hier bekommt die Aussage der Ausstellung eine besondere Dichte«

Die Anleihen an die christliche Religion sind offensichtlich. Schon die Anfahrt war wie eine Prozession gestaltet. Beim Reichserntedankfest verband sich Macht mit ästhetischer Verführung. Es war eines der größten Feste im Reich und erfreute sich immer zunehmender Beliebtheit. Waren es im ersten Jahr 500 000 Menschen, besuchten 1937 über eine Million das Reichserntedankfest. Sie nahmen eine oft mehrtägige An- und Abreise in Kauf, um durch die gekonnte Inszenierung die Sehnsucht nach nationaler Gemeinschaft zu stillen. »Das Regime wollte durch das Fest das Volk begeistern und an sich binden. Die Bereitschaft, sich verführen zu lassen, war in der Bevölkerung sehr groß.« Oberflächlich betrachtet griff das Fest bäuerliche Gefühle auf und die Sehnsucht nach Dorfgemeinschaft.

Aber im Festablauf hatte das keinerlei Bedeutung.« Hitler und seine Rede standen im Mittelpunkt, an die sich eine groß angelegte Militärschau anschloss. Im letzten Jahr des Festes führten 10 000 Soldaten eine Truppenübung durch, mit Bombenfliegern und Tanks. »Die Idylle des Erntedankbrauches verkommt zum bloßen Dekor. Wobei die Demontage des alten bäuerlichen Brauchtums kaum von den Teilnehmern bemerkt wurde«, stellt Gelderblom fest. Das Fest wurde 1938 zwei Tage vor Beginn abgesagt, denn die Transportmittel wurden gebraucht, um Soldaten in Richtung Tschechien zu bringen. Das Fest wurde auch vom NS-Regime benutzt, um ziel- und termingenaue Zusammenbringung, Unterbringung und Versorgung großer Menschenmassen, wie man sie später für den Aufmarsch der Heere brauchte, zu erproben. Gelderblom sieht im dem Fest eine Art symbolische Gewalt. Während der Massenveranstaltung konnte der Einzelne seine Verantwortung abgeben und in der Masse aufgehen. Das Bildmaterial der Ausstellung setzt sich größtenteils aus Propagandamaterial zusammen. In der Ausstellung wollte der Organisator die Mechanismen der Inszenierung durchschaubar machen. »Hier an diesem Ort, in dem Bunker, bekommt die Aussage der Ausstellung eine besondere Konzentration und Dichte.«

Auch »Die Schlacht der Zukunft« ist dokumentiert

Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung konnten sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher davon überzeugen. Es ist eine eindrucksvolle Zusammenstellung von Bild- und Textmaterial, das dieses wenig bekannte Fest in seinen verschiedenen Aspekten zeigt. Das vielleicht einprägsamste Bild ist Hitlers Bad in der Menschenmenge, wie er den »Führerweg« entlang geht - der Verführer unter jenen, die sich nur zu gerne verführen ließen. Mit Drainagen und Planierungsarbeiten wurde der Berghang durch Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes für die Menschenmassen vorbereitet und ein ebenmäßiges Gefälle geschaffen. Die Planung und Organisation lag beim Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. In den Scheunen der umliegenden Dörfer wurden Massenquartiere eingerichtetes und ein großes Zeltlager neben dem Bückeberg errichtet.
Dokumentiert ist auch »Die Schlacht der Zukunft« von 1937. Bei dem realistisch inszenierten Gefecht wurde eine Weserbrücke von Fliegern vernichtet, ein eigens aus Holz errichtete »Bückedorf« ging unter dem Feuer der Artillerie in Flammen auf. Das Reichserntedankfest bildete die Kulisse für die Selbstinszenierung des Regimes und seiner militärischen Schauübungen. Die Überreichung der Erntekrone an Hitler wurde hingegen von den Lautsprechern gar nicht übertragen und war nur eine kurze Szene, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern damit verborgen blieb. Zahlreiche Bilder zeigen das festlich geschmückte Hameln, das gerne »Nürnberg des Nordens« geworden wäre. Das Bild vom Rattenfänger drängt sich in diesem Zusammenhang förmlich auf.

Aufklärung und Information gerade an Täterorten

Allerdings tut sich die Region schwer mit der Auseinandersetzung mit dieser Zeit. Verschiedene Zeitungsausschnitte und Briefe zeigen, dass sich Bernhard Gelderblom bisher vergeblich bemüht hat, damit das noch bestehende Areal unter Denkmalschutz gestellt wird. Fotos zeigen den heutigen Zustand des Areals – die Planierungen und der »Führerweg« sind sehr gut zu erkennen. Bisher lehnen Gemeinde und Landratsamt den Denkmalschutz und eine Dokumentationstafel mit der Begründung ab, dass diese Neonazis erst recht anziehen würden und die Neubaupläne würden dadurch gestört.
Das Dokumentationszentrum am Obersalzberg hingegen ist das beste Beispiel, dass dem nicht so ist. Gerade auch an Täterorten muss Aufklärung und Information stattfinden. Nicht Verschweigen und Verdrängen schützt vor dem rechten Gedankengut, sondern aktive Information, Wissensvermittlung und Erklären dessen, was damals geschehen ist. Gerade an einem Ort wie dem Bückeberg, an dem die Mechanismen der Verführung durch eine gekonnte Inszenierung genau studiert werden können, muss das Vergangene für die Menschen heute dokumentiert werden. CGM

 
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