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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Der jüdische Friedhof in der Scharnhorststraße

Zu seiner religiösen Bedeutung

"Zur Ehre ihrer Mütter und Väter, der Verstorbenen. Hier ist ihr Gedächtnis zum Segen in Ewigkeit."

So lautet eine Inschrift in hebräischer Sprache auf den beiden alten Torpfosten des Hamelner jüdischen Friedhofes.

Ein jüdischer Friedhof ist nicht nur Stätte der Toten, sondern ebenso auch Stätte der Ewigkeit und Stätte des Lebens. Ein Friedhof ist "guter Ort" und "Haus des Lebens". Gräber sind nach jüdischem Verständnis Ruhestätten für alle Zeiten. Hier warten die Toten auf ihre Auferstehung beim Kommen des Messias. Die Erde, in die ein Jude gebettet wird, ist sein Eigentum auf ewig und darf nicht angetastet werden. Daher wird auch kein jüdischer Friedhof aufgelassen oder eingeebnet.

Jüdische Friedhöfe werden in Deutschland von Osten her belegt. Die Toten schauen nach Osten, nach Jerusalem, dorthin, wo das Kommen des Messias erwartet wird. Die Anlage der Gräber erfolgt in Reihen. Bestattet wird nach der zeitlichen Reihenfolge des Todes. Ehegatten liegen deswegen in aller Regel nicht zusammen. Erst seit ca. 1880 kommt es in der Übernahme christlicher Bestattungsbräuche zur Anlage von Familien- und Erbbegräbnissen.

Der Hamelner jüdische Friedhof war nach seiner Zerstörung im Jahre 1938 und der Vernichtung der Hamelner jüdischen Gemeinde jahrzehntelang geschlossen und wird erst seit 1998 wieder neu belegt. Er hat auch in der Zeit seiner Schließung seine Funktion, Stätte der Toten "zum Segen in Ewigkeit" zu sein, nicht verloren. Er ist Ort jüdischer Lebens-Erwartung und in seiner religiösen Bedeutung aus jüdischer Sicht als Stätte der Ewigkeit höher einzuschätzen als etwa der Ort der ehemaligen Synagoge in der Bürenstraße.

Dass auch der alte Teil des Friedhofs "lebt", zeigen immer wieder auf den Grabsteinen abgelegte kleine Steine oder Blumen.

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© Bernhard Gelderblom Hameln